Anhörung gestartet Kraftwerksstreit zu Datteln IV füllt meterweise Aktenordner

Datteln · Modernes Großkraftwerk oder Schwarzbau? Der langjährige Streit um das unvollendete Steinkohlekraftwerk Datteln 4 füllt inzwischen meterweise Aktenordner. Umweltschützer halten das Kraftwerk weiterhin für rechtswidrig.

 Das Kohlekraftwerk Datteln aus der Luft.

Das Kohlekraftwerk Datteln aus der Luft.

Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Im neuen Genehmigungsverfahren für den 2009 gerichtlich gestoppte Steinkohlekraftwerk in Datteln stehen sich Gegner und Betreiber weiterhin unversöhnlich gegenüber. Anwohner und Interessenverbände nutzen seit Montag die Gelegenheit, ihre Einwände gegen die nahezu fertige Anlage vorzutragen. Während Betreiber Eon mit einem 94-Aktenordner-starken Antrag eine Genehmigung für Weiterbau und Inbetriebnahme anstrebt, fordern Naturschützer und Anwohner den vollständigen Abriss.

Ginge es nach Eon, wäre das Großkraftwerk Datteln 4 am Rande des Ruhrgebiets längst am Netz. Es sind bereits rund eine Milliarde Euro verbaut worden. Doch 2009 hatte das Oberverwaltungsgericht Münster den Weiterbau gestoppt, weil Vorgaben des Landesentwicklungsplans verletzt wurden: Der tatsächliche Bauplatz liegt rund fünf Kilometer vom landesplanerischen Standort entfernt. Seitdem wurde auf vielen Ebenen versucht, nachzubessern. Nachdem der Stadtrat Datteln 2014 einen neuen Flächennutzungs- und Bebauungsplan beschloss, will Eon nun im neuen Anlauf die Gesamterlaubnis erhalten.

Zum Auftakt der öffentlichen Erörterung der Bürgerbedenken in der Stadthalle Datteln trugen die Gegner ihre wichtigsten Argumente vor: Sie lehnen die Anlage unter anderem deshalb ab, weil sie zu nah an Wohnhäusern und einem Naturschutzgebiet stehe. Der BUND kritisierte den Bau als "monströse Fehlplanung" und "schlichtweg überflüssig". Die Anlage behindere mit ihrem hohen CO2-Ausstoß die Energiewende. Außerdem bezweifeln die Gegner grundsätzlich die Rechtmäßigkeit der zugrunde liegenden Bebauungs- und Nutzungspläne. Weitere Klagen gegen das Vorhaben seien in Vorbereitung.

Eon widerspricht den Bedenken: Projektleiter Andreas Willecke unterstrich die hohe Effizienz und hohe Flexibilität der Anlage. Das Kraftwerk soll mit 1,1 Gigawatt Leistung rund eine Million Menschen mit Strom versorgen, Fernwärme und Spezialstrom für die Bahn liefern. Es entspreche modernsten Umweltstandards und sei durch die Lage am Dortmund-Ems-Kanal verkehrstechnisch günstig gelegen.

In der Stadthalle Datteln sorgten am Freitagvormittag Eon-Mitarbeiter, die mit Bussen angereist waren, für Rückendeckung ihres Arbeitgebers. Der Betriebsrat hatte ihre Anfahrt organisiert. Schließlich gehe es beim Streit auch um die Zukunft vieler Beschäftigter, verteidigte sich Eon-Vertreter Willecke gegen die Kritik, dass damit versucht werde, die Gegner einzuschüchtern.

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In den kommenden Tagen werden die einzelnen Bedenken thematisch gebündelt diskutiert. Es geht etwa um Fragen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes, sowie um Planungsrecht und die Sicherheit der Anlage. Rund zwei Wochen sind bislang angesetzt. Die Entscheidung über den Antrag muss dann die Bezirksregierung Münster fällen - Eon hofft Ende 2015 auf eine Genehmigung.

(lnw)
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