Camperin in Bonn vergewaltigt Verdächtiger erhielt kurz vor der Tat Abschiebebescheid

Bonn · Dem mutmaßlichen Vergewaltiger einer jungen Camperin in Bonn war einige Tage vor der Tat Asyl in Deutschland verwehrt worden. Das teilte jetzt die zuständige Bezirksregierung mit. Der Mann habe gegen die Entscheidung geklagt.

Polizisten durchkämmen die Siegauen nach Beweisen
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Foto: dpa, mb htf

"Der Fall ist so, dass er tatsächlich am 23. März einen Ablehnungsbescheid bekommen hat", sagte eine Sprecherin der zuständigen Bezirksregierung Köln am Montag. Der Mann aus Ghana habe direkt am nächsten Tag gegen die Entscheidung Klage eingereicht. Das Verfahren sei daher noch anhängig gewesen.

Dem 31-Jährigen wird vorgeworfen, am 2. April ein Paar aus Baden-Württemberg beim Zelten in der Bonner Siegaue überfallen zu haben. Er soll den Mann und die Frau mit einer Astsäge bedroht und die Frau vor dem Zelt vergewaltigt haben. Die Polizei leitete danach eine großangelegte Fahndung ein. Am Samstag wurde der Verdächtige schließlich festgenommen.

 Die Tat passierte in der Bonner Siegaue.

Die Tat passierte in der Bonner Siegaue.

Foto: dpa, vla fdt

Polizei und Staatsanwaltschaft sind sich sicher, den Richtigen gefasst zu haben. Der Verdacht hatte sich den Angaben zufolge nach einem Abgleich von DNA-Material noch einmal erhärtet. Der Mann streitet die Tat allerdings ab. Über eine mögliche Motivation könne man daher bislang nur mutmaßen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn.

Nach Angaben der Bezirksregierung war der Mann im Januar nach Italien eingereist. Anfang Februar sei dort sein Asyl-Antrag abgelehnt worden. Er sei wohl direkt danach nach Deutschland weitergereist und am 9. Februar in Kassel aufgegriffen worden. Über Dortmund sei er schließlich in eine Asyl-Einrichtung in Sankt Augustin verlegt worden. Dort habe er dann den deutschen Ablehnungsbescheid bekommen. Darüber hatte der "Express" berichtet.

Die Staatsanwaltschaft hält den Festgenommenen für "dringend tatverdächtig". Ein Richter erließ bereits am Sonntag Haftbefehl. LKA-Experten stellten eine Übereinstimmung der gesicherten Spuren mit dem Genmaterial des Verdächtigen fest. "Das ist ein sehr wertvoller Beweis", sagte Polizeisprecher Robert Scholten. Polizeibekannt war der mutmaßliche Vergewaltiger den Angaben nach zuvor nicht.

Sollten sich die Vorwürfe gegen den 31-Jährigen erhärten, droht ihm laut Staatsanwaltschaft ein Prozess wegen Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall sowie wegen schwerer räuberischer Erpressung.
Beide Straftatbestände werden mit mindestens fünf Jahren Freiheitsstrafe geahndet, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn, Sebastian Buß.

Der Mann war nach Polizeiangaben am Bonner Rheinufer zwischen Kennedy- und Nordbrücke gefasst worden, rund einen Kilometer vom Tatort entfernt. Spaziergänger hatten ihn bemerkt und die Polizei alarmiert. Als er die Polizisten sah, warf er seinen Rucksack weg und versuchte, wegzurennen. Bei dem Rucksack handelt es sich laut Polizei vermutlich um jenen, der Teilnehmern einer Grillparty in der Nähe des Tatorts gestohlen worden war - ebenso wie die Astsäge, die die Polizei später in der Nähe des Tatorts fand.

(lsa/lnw)
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