NRW Bürgermeister: Exoten gegen Polit-Profis

Düsseldorf · In vielen Städten werden bald die Chefsessel neu besetzt. Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte werden neu gewählt. In einigen Städten haben sich skurrile Kandidaten selbst aufgestellt. In Köln etwa tritt ein nackter Cowboy an.

 Diplom-Ingenieur Herbert "Herby" Nußbaum, bekannt als "nackter Cowboy", tritt in Köln an.

Diplom-Ingenieur Herbert "Herby" Nußbaum, bekannt als "nackter Cowboy", tritt in Köln an.

Foto: dpa

Die Plakate hängen schon, doch der "heiße Wahlkampf" beginnt erst nach den Sommerferien. In 179 Städten und Kreisen geht es bei der Wahl am 13. September darum, wer neuer (Ober-)Bürgermeister oder Landrat wird.

Das besondere Interesse richtet sich dabei auf Köln. In Nordrhein-Westfalens einziger Millionenstadt tritt SPD-Chef Jochen Ott (41) gegen die Sozialdezernentin der Stadt, Henriette Reker, an. Die 58-Jährige ist zwar parteilos, tendiert aber zu den Grünen. Reker wird von ihnen, der CDU und der FDP unterstützt. Die Union schickt keinen eigenen Bewerber ins Rennen; offenbar hat sie keine geeignete Persönlichkeit finden können. Jetzt begnügt sie sich damit, den SPD-Kandidaten zu verhindern. Sollte das gelingen, hätte es Reker im Rat der Stadt mit einer "Paprika-Koalition" aus SPD (rot), Grünen und Piraten (orangefarbenes Parteilogo) zu tun.

 Gerne nackt auf der Bühne steht Bochums Kandidat Wolfgang Wendland von der Band "Die Kassierer".

Gerne nackt auf der Bühne steht Bochums Kandidat Wolfgang Wendland von der Band "Die Kassierer".

Foto: Andreas Bretz

In die Abteilung "Es darf gelacht werden" fällt die Kandidatur von Herbert ("Herby") Nußbaum, der als "nackter Cowboy" von sich reden macht. Spärlichst bekleidet, zieht der 56-jährige Diplom-Ingenieur mit Cowboy-Hut und Gitarre durch die Domstadt. Auch bei der Kommunalwahl in Düsseldorf war der nackte Cowboy als Einzelkandidat angetreten. Bereits in New York war ein "Naked Cowboy" gegen Michael Bloomberg als Bürgermeister-Kandidat angetreten.

Ein ähnlicher "Exot" kandidiert auch in Bochum: Der Sänger der Band "Die Kassierer", Wolfgang Wendland (52), zeigt sich auf der Bühne mitunter im Adamskostüm.

Kurios auch das: In Uedem (Kreis Kleve) macht sich die SPD für den regional bekannten "wahnsinnigen Puppenspieler" Heinz Bömler (72, parteilos) stark. Er soll CDU-Amtsinhaber Rainer Weber (52) ablösen. In Rheinberg kandidiert für die Spaßgruppe "Die Partei" Renan Cengiz. Der 28-Jährige fordert den Bau einer U-Bahn und will auf dem Rheinberger Markt einen Schokoladenbrunnen errichten. Parteilos ist auch Jürgen Rützel (43). Der Schul-Hausmeister steht dazu, dass er weder etwas von Politik noch von Verwaltungsarbeit versteht. Statt Plakate drucken zu lassen, unterstützt er die "Rheinberger Tafel". Seither hat er jede Menge Interview-Anfragen.

 In Rheinberg kandidiert für "Die Partei" Renan Cengiz. Er fordert einen Schokoladenbrunnen.

In Rheinberg kandidiert für "Die Partei" Renan Cengiz. Er fordert einen Schokoladenbrunnen.

Foto: dpa

Die Union will im September Essen zurückgewinnen. Für sie tritt der frühere Integrationsbeauftragte des Landes, Thomas Kufen (41), an. Er ist der Herausforderer des amtierenden SPD-Oberbürgermeisters Reinhard Pass (59), der nach internen Querelen und einer Mitgliederbefragung erneut kandidiert.

Auch der Kampf um Bonn dürfte spannend werden. CDU-Bewerber ist der Stadtkämmerer von Königswinter, Ashok Sridharan (50). Er hat einen indischen Vater, wurde aber in Bonn geboren und ist dort aufgewachsen. Sein Lieblingsbonmot: Beim Thema Finanzen dürfe es "keine heiligen Kühe" geben. Die SPD hat den früheren Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Peter Ruhrenstroth-Bauer (59), zum Kandidaten auserkoren.

In Wuppertal, der größten Stadt, die von der CDU regiert wird, tritt OB Peter Jung (59) erneut an; sein Herausforderer ist der SPD-Kommunalpolitiker Andreas Mucke (48). In Krefeld bewerben sich der Mülheimer Beigeordnete Peter Vermeulen (57/CDU) und SPD-Chef Frank Meyer (40). In Leverkusen sind es Reinhard Buchhorn (68/CDU) und Uwe Reinhard (54/SPD). In Solingen wetteifern Frank Feller (58/CDU) und Tim Kurzbach (37/SPD).

 Die Sozialdezernentin Henriette Reker tritt für Köln an. Sie ist zwar parteilos, tendiert aber zu den Grünen.

Die Sozialdezernentin Henriette Reker tritt für Köln an. Sie ist zwar parteilos, tendiert aber zu den Grünen.

Foto: dpa, mb cul ve lre

Nicht nur in Köln hat sich ein ungewöhnliches Bündnis zur Wahl im Herbst zusammengefunden. In Kaarst hat Grünen-Bürgermeisterkandidat Christian Gaumitz (35) auch SPD, FDP, Unabhängige Wählergemeinschaft und Zentrum hinter sich. Bei der Landratswahl im Kreis Neuss setzen auch SPD, Linke, Piraten und "Aktive" auf den Grünen-Bewerber Hans Christian Markert, der gegen CDU-Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (59) antritt. In Herne unterstützt ein Bündnis aus Linkspartei, FDP, Piraten und Alternativer Liste den Grünen-Kandidaten Thomas Reinke (41).

Doch ganz gleich, für welchen Kandidaten sich die Parteien entschieden haben - am 13. September zählt nur das Votum der Bürger. Sollte kein Bewerber die Mehrheit erhalten, müssen sich die beiden Bestplatzierten zwei Wochen später zur Stichwahl stellen. Die neue Amtszeit dauert bis 2020.

(RP)
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