BMW 318d Touring Polizisten ärgern sich über neue Dienstwagen

Düsseldorf · Erst seit November 2015 sind die neuen Streifenwagen in Nordrhein-Westfalen im Dienst und schon sorgen sie für Beschwerden seitens der Polizisten. Unter anderem stößt das Waffen-Holster an die Mittelkonsole.

Neue BMW-Polizeiautos: Ralf Jäger stellt neue Polizeiwagen in NRW vor
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Das sind die neuen BMW-Streifenwagen der Polizei

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Foto: dpa, fg pzi

Der BMW 318d Touring gehört seit vier Monaten zu vielen Fuhrparks der nordrhein-westfälischen Polizei. Doch einige Beamte können sich mit dem neuen Einsatzwagen nicht anfreunden. Der Wagen sei zu eng, mit den Waffen-Holstern stoße man an die Mittelkonsole, ein schnelles Aussteigen sei bei den tiefliegenden Sitzen kaum möglich und der Kofferraum biete zu wenig Platz. Das kritisiert die Gewerkschaft der Polizei (GdP).

Die sportlichen 3er BMW sollen bis Ende 2017 die VW Passat ersetzen, die die Streifenpolizisten bisher gefahren sind. Insgesamt hat das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) 1845 der neuen Fahrzeuge bestellt - über einen Leasingvertrag. Kostenpunkt: 21 Millionen Euro.

Bisher seien mehr als 500 der neuen Dienstfahrzeuge ausgeliefert worden, sagt Jan Schabacker, Sprecher des LZPD. Die Auswahl der Fahrzeugmodelle erfolge nach dem europäischen Vergaberecht. Bei der europaweiten Ausschreibung habe BMW das wirtschaftlichste Angebot vorgelegt.

Allerdings spielt nicht nur die Wirtschaftlichkeit bei der Auswahl der Polizeiwagen eine Rolle. "Grundlage für die Ausschreibung ist ein detailliertes Leistungsverzeichnis, das vorgibt, welche Voraussetzungen die Autos erfüllen müssen. Sind nicht alle Punkte zu 100 Prozent erfüllt, bestellen wir das Modell auch nicht", sagt der LZPD-Sprecher.

Anforderungen werden von Experten und Polizisten erarbeitet

Das Leistungsverzeichnis werde seit 14 Jahren von Experten des LZPD und Polizeibeamten aus dem Wach- und Wechseldienst ständig fortgeschrieben. "Dabei wird beachtet, was die Beamten brauchen und welche Neuentwicklungen es auf dem Fahrzeugmarkt gibt", sagt Schabacker. Gleichzeitig würden auch die Informationen aus anderen Bundesländern in das Verzeichnis einfließen.

Die Ausschreibung werde dann noch dem polizeiärztlichen Dienst, dem Arbeitsschutz und der Personalvertretung vorgelegt. Alle hätten dem Kauf des 3er BMW zugestimmt. "Durch die Personalvertretung waren auch die Gewerkschaften über die Vorausstzungen informiert. Daher irrietiert mich die jetzige Kritik", sagt Schabacker.

Gewerkschaft: Probleme fallen erst in der Praxis auf

Auch die Gewerkschaft der Polizei bestätigt, dass der BMW alle geforderten Punkte erfülle. "Allerdings steckt der Teufel hier im Detail", sagt Arnold Plickert, Chef der GdP in NRW, unserer Redaktion. Es gebe immer Anfangsschwierigkeiten, wenn eine ganze Flotte umgestellt werde. "Es sind kleinere Dinge, die jetzt auffallen und die vorher vielleicht einfach nicht bedacht wurden", sagt Plickert. Er hält die neuen Fahrzeuge insgesamt für gut, allerdings gebe es in einigen Punkten flächendeckend Kritik von Beamten.

Die Mittelkonsole Durch das Tragen der Waffe am Oberschenkel, sei der Beinbereich zu eng. Das Waffen-Holster würde ständig an der Konsole reiben. "Das sind Probleme, die eben erst in der Praxis auffallen und nicht in der Ausschreibung für neue Modelle", sagt der Gewerkschftschef.

Dass das Tragen der Waffe im Auto problematisch ist, bestätigt auch Schabacker: "Die Waffe ist nun mal da und daher werden die Kollegen nie völlig störungsfrei sitzen." Allerdings sei die Trageweise mit dem Holster am Oberschenkel extra entwickelt worden, damit die Waffe nicht am Gurt störe.

Die Karosserie des BMW Der Wagen liegt tiefer als die alten Fahrzeuge. "Vor allem größeren und älteren Kollegen fällt das im Vergleich zum Passat negativ auf, weil sie schlechter ein- und aussteigen können", sagt der GdP-Landeschef.

Der Kofferraum Im Stauraum würde die Aussrüstung der Streifenwagen-Besatzung kaum Platz finden. "Früher gab es eine Materialkiste, die sich auf Rollen ausfahren ließ. Jetzt muss eine Kiste erst herausgehoben werden", erklärt Plickert. Er geht jedoch davon aus, dass dieses Problem bald behoben wird: "Die neuen Schutzwesten sollen im Kofferraum gelagert werden. Dazu muss der ohnehin umgerüstet werden und dann könnte auch eine Rollen-Kiste eingebaut werden."

Platzmangel Der Platz im Fahrzeug sei insgesamt geringer. Der Rückraum sei so eng, dass auf der Rückbank kaum Menschen transportiert werden könnten. "Das wird sich allerdings nicht ohne Weiteres ändern lassen und zum Transport gibt es ja noch die Bullis", sagt Plickert.

Gewerkschaft will analysieren, was geändert werden muss

Plickert weiß trotz der Kritik, dass das gleiche Modell in Bayern seit Jahren beanstandungsfrei im Einsatz ist. "Ich halte auch nichts davon, dass Fahrzeug zu verteufeln. Aber wir müssen schauen, wo es möglich ist, nachzurüsten. Viele Kollegen wundern sich außerdem, dass es keine Rückfahrkamera gibt. So etwas könnte in die nächste Ausschreibung mit aufgenommen werden", sagt Plickert. Die Gewerkschaft werde die Kritikpunkte in Ruhe analysieren, um dann mit dem Ministerium zu schauen, wie man die Probleme lösen kann.

Auch das LZPD will die Kritik nicht kleinreden: "Das sind immer subjektive Eindrücke. Wir müssen schauen, ob es ein in der Fläche gravierendes Problem ist. Dann müssten wir unser Leistungsverzeichnis entsprechend anpassen." Derzeit zeichne sich das aber nicht ab.

Plickert schlägt vor, sich bei den nächsten Ausschreibungen einen Prototypen des Fahrzeugs fertigen zu lassen, da normale Testfahrten nicht reichen würden: "Dann könnten wir die gesammte Ausstattung in das Fahrzeug packen und in der Praxis testen, ob es praktikabel ist."

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