Elternbefragung in NRW Sechs von zehn Familien kämpfen mit Alltagsbelastungen

Gütersloh · Eltern in NRW klagen über hohe Belastungen: Geldnöte, Stress, familiäre Probleme oder andere Situationen plagen sechs von zehn Familien laut einer landesweiten Umfrage.

 Geldsorgen und Stress treiben viele Familien um.

Geldsorgen und Stress treiben viele Familien um.

Foto: dpa

Die Bertelsmann-Stiftung hat mehr als 4400 Eltern befragt, um mehr über deren Probleme herauszufinden und um Hilfsangebote besser abstimmen zu können. Dabei gab fast jede vierte Familie (27 Prozent) an, mit dem Geld nicht über die Runden zu kommen. Zwölf Prozent sehen sich dauerhaftem Stress ausgesetzt. 17 Prozent lassen Unsicherheiten in ihrer Elternrolle erkennen. 15 Prozent nennen fehlende Unterstützung durch das private Netzwerk als Problem. Auch wenn in der Familie nicht deutsch gesprochen wird (16 Prozent), werteten die Forscher dies als Belastung. Weitere 16 Prozent gaben an, im vergangenen Jahr gleich mehrfach von familiären, finanziellen oder persönlichen Sorgen geplagt worden zu sein.

Alleinerziehende, Familien mit wenig Geld, Geringqualifizierte und Familien mit Zuwanderungsgeschichte sind demnach besonders häufig mit einem oder mehreren dieser Probleme konfrontiert. Gleichzeitig seien diese Gruppen aber auch schwerer mit Hilfs- und Beratungsangeboten zu erreichen.

"Für belastete Eltern besteht die Gefahr, dass ihnen der Alltag entgleitet und sie resignieren. Am Ende leiden vor allem die Kinder darunter", sagt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Die Experten empfehlen daher, Elternbildungsangebote und Prävention weiter auszubauen. Denn bei den einkommensarmen Familien nehmen nur 46 Prozent, bei den niedrig qualifizierten Familien 43 Prozent Willkommensdienste wahr. Sie müssten künftig anders erreicht werden. Um den Zugang zu den Angeboten für alle zu erleichtern, sei es wichtig, die Angebote leicht verständlich, gut erreichbar und möglichst kostenfrei zu machen. Einen guten Einstieg in die Präventionsmaßnahmen sehen die Experten bei frühen Untersuchungen beim Kinderarzt. Fast alle Eltern (97 Prozent) mit Kindern im Alter von drei Jahren waren mindestens einmal dort. Die Studie ergab, dass junge Familien doppelte so gut von Erziehungsberatungen erreicht werden, wie der Durchschnitt aller befragten Familien.

Die Befragung ist Teil der wissenschaftlichen Begleitforschung zum Modellprojekt "Kein Kind zurücklassen" der Landesregierung, bei der in 18 Modellkommunen Präventionsmaßnahmen erprobt werden. Befragt wurden Eltern mit Kindern von drei, sechs und elf Jahren. "Es geht in erster Linie darum, vor Ort tätig zu werden und die konkreten Belastungen der Familien zu benennen und aufzugreifen. Das legt den Grundstein dafür, dass Eltern sich überhaupt der Veränderbarkeit ihrer eigenen Lage bewusst werden und bei Bedarf weitere Unterstützung suchen", sagte die nordrhein-westfälische Familienministerin Christina Kampmann.

Die Landesregierung wird das Modell "Kein Kind zurücklassen!" nun schrittweise auf andere Kommunen in NRW übertragen.

(jeku/rent)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort