Schwimmen im Baldeneysee Baden in der Ruhr ist wieder möglich

Essen · Baden in einem früheren Industriefluss? Nach Jahrzehnten des Verbots wird es möglich. Die Wasserqualität der Ruhr erlaubt wieder einen Sprung ins kühle Nass. Am Dienstag wurde die Badestelle eröffnet.

Rückwärts in den Baldeneysee in Essen: Seit Mai 2017 wieder möglich.

Rückwärts in den Baldeneysee in Essen: Seit Mai 2017 wieder möglich.

Foto: dpa, bt sab

An dem früher stark verschmutzten Industriefluss Ruhr in Essen ist am Dienstag nach 46 Jahren Badeverbot wieder eine Badestelle eröffnet worden. Die ersten Schwimmer sprangen zum Auftakt von einer neu errichteten Steganlage ins etwa 21 Grad kalte Flusswasser am Baldeneysee, der aufgestauten Ruhr im Essener Süden.
Weitere Badestellen sind in Planung.

Unter den ersten Schwimmern war auch der frühere Weltklasse-Schwimmer Christian Keller, der in Essen lebt. Er berichtete, dass sein Vater ihm früher oft von seinen Badeerlebnissen in den 50er Jahren in der Ruhr erzählt habe.

 Der Badesteg am Baldeneysee kurz vor seiner Eröffnung.

Der Badesteg am Baldeneysee kurz vor seiner Eröffnung.

Foto: dpa, rwe fdt

Das Baden in dem Fluss war in Essen 1971 wegen zu schlechter Wasserqualität verboten worden. Durch die Modernisierung der Kläranlagen in den vergangenen Jahrzehnten ist die Qualität wieder so hoch, dass die Behörden keine gesundheitlichen Bedenken mehr haben.
Bei starken Regenfällen können allerdings auch weiterhin ungeklärte Abwässer in die Ruhr gelangen. Ein ausgeklügeltes Frühwarnsystem sorgt in diesem Fall für ein zeitweises Badeverbot. Erst nach einer Laboruntersuchung wird dann wieder grünes Licht gegeben. Die Stadt rechnet je nach Wetter mit 35 bis zu 60 Badetagen im Jahr.

Die bewachte Badestelle liegt auf dem privat betriebenen Freizeitgelände "Seaside Beach Baldeney", für das Eintritt erhoben wird. Sie darf nur von Schwimmern genutzt werden. Auf dem Gelände befand sich von 1937 bis 1984 das Strandbad Baldeney. Bis zum Verbot war dort das Schwimmen in der Ruhr möglich.

Baden in der Ruhr ist eines der Leuchtturmprojekte der "Grünen Hauptstadt Europas 2017". Mit der Verleihung des Titels hatte die EU-Kommission die Anstrengungen der Stadt Essen für ein umweltgerechtes städtisches Leben gewürdigt.

Die Ruhr ist 219 Kilometer lang. Sie diente früher als Transportweg für Steinkohle und zur Entsorgung für Industrieabwässer. An dem Fluss, der dem größten Ballungsraum Deutschlands seinen Namen gibt, liegen zahlreiche Trinkwassergewinnungsanlagen. Über sie werden nach Angaben des Ruhrverbandes rund 4,6 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt.

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Insgesamt bleibt das Schwimmen in Nordrhein-Westfalen in fast allen Badegewässern ein sauberes Vergnügen. Nach einem neuen EU-Bericht zur Wasserqualität erfüllen alle der mehr als hundert untersuchten Badestellen in NRW die EU-Mindeststandards. An nahezu allen Schwimmbereichen bescheinigt der von der Europäischen Umweltagentur vorgestellte Bericht dem Wasser sogar eine ausgezeichnete Qualität.
Im nächsten Jahr soll auch die Gewässerqualität des Baldeneysees beurteilt werden.

(top/lnw)
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