SS-Mann Reinhold Hanning im Auschwitz-Prozess "Ich möchte Ihnen sagen, dass ich zutiefst bereue"

Detmold · Der im Detmolder Auschwitz-Prozess angeklagte SS-Wachmann Reinhold Hanning hat am Freitag vor Gericht nach langem Schweigen eine Erklärung abgegeben. Er bitte um Verzeihung.

Auschwitz-Prozess: "Ich möchte Ihnen sagen, dass ich zutiefst bereue"
Foto: ap

Schon im Vorfald war angekündigt worden, Hannings Verteidigung wolle eine Erklärung verlesen. In fünf Sätzen formuliert er nun seine Reue. Das am Prozesstag vor Gericht verteilte Schreiben las Hanning selbst vor:

"Hohes Gericht, Herr Oberstaatsanwalt, sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe lange Zeit geschwiegen, ich habe mein ganzes Leben lang geschwiegen.

Ich möchte Ihnen sagen, dass ich zutiefst bereue, einer verbrecherischen Organisation angehört zu haben, die für den Tod vieler unzähliger Menschen, für die Zerstörung unzähliger Familien, für Elend, Qualen und Leid auf Seiten der Opfer und der Angehörigen verantwortlich ist.

Ich schäme mich dafür, dass ich das Unrecht sehend geschehen lassen und dem nichts entgegengesetzt habe.

Ich entschuldige mich hiermit in aller Form für mein Verhalten.

Es tut mir aufrichtig leid."

Die Verteidigung hatte zuvor erklärt, dass sich Hanning nicht zur Sache äußern werde und auch keine Fragen beantworte.

Gegen den 94-Jährigen wird wegen Beihilfe zum Mord in dem Vernichtungslager zwischen Januar 1943 und Juni 1944 verhandelt.

Im Mittelpunkt steht die sogenannte Ungarnaktion, bei der zwischen Mai und Juli 1944 Hunderttausende Juden nach Auschwitz deportiert und fast alle umgebracht wurden. Insgesamt wurden von den Nazis in dem Lager im besetzten Polen mehr als eine Millionen Menschen getötet, vor allem Juden.

(lnw)
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