Auschwitz-Prozess "Wir wussten von den Gaskammern"

Detmold · Der Prozess gegen einen 94 Jahre alten früheren SS-Wachmann des NS-Vernichtungslagers Auschwitz wird fortgesetzt. Das Detmolder Landgericht will am sechsten Verhandlungstag einen weiteren ehemaligen Wachmann befragen. Den Wachleuten sind die Vorgänge im Vernichtungslager nach Aussage eines Beteiligten nicht verborgen geblieben.

 Der Angeklagte Reinhold Hanning wird in den Gerichtssaal gebracht.

Der Angeklagte Reinhold Hanning wird in den Gerichtssaal gebracht.

Foto: afp

"Wer über zwei Jahre dort war, wusste was da läuft", sagte der ehemalige SS-Wachmann Jakob Wendel in dem Detmolder Prozess gegen seinen Kollegen Reinhold Hanning. Dem 94 Jahre alten Hanning wird Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen vorgeworfen. Er wurde im Stammlager in Auschwitz - rund fünf Kilometer von Birkenau entfernt - ebenfalls als Wachmann der SS eingesetzt. Nach Aussage von Wendel sind sich die beiden damals nicht begegnet.

Der heute 92-jährige Zeuge schilderte, wie er von einem Wachturm in Auschwitz-Birkenau aus beobachtete, dass lange Züge von Menschen in Richtung der Gaskammern geschickt wurden. Er sah auch, dass die Leichen anschließend auf Loren in Richtung Krematorium geschoben wurden. Außerdem beobachtete er, wie Männer Behälter in die Gaskammern warfen. Ob es sich dabei um das Gas Zyklon B gehandelt hat, habe er damals allerdings nicht gewusst, sagte Wendel.

Wendel war nach dem Krieg in Polen bereits für seine Zeit als SS-Wachmann zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er wird deshalb nicht mehr juristisch verfolgt. Seine Befragung wird am nächsten Verhandlungstermin am 18. März fortgesetzt.

(dpa/lnw/isw)
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