Kuriose Zeitungsannonce Angehörige entschuldigen sich für "fürchterliche Messe"

Kerpen · Was der Pfarrer falsch gemacht hat, ist unklar, aber es war schlimm genug, dass sich die Hinterbliebenen öffentlich bei den Anwesenden der Messe dafür entschuldigt haben. Was war da denn los?

 Diese Zeitungsannonce sorgt bei Facebook für Gesprächsstoff.

Diese Zeitungsannonce sorgt bei Facebook für Gesprächsstoff.

Foto: Screenshot Facebook

"Entschuldigung", steht dick und breit oben in der Anzeige. "Bei allen Mittrauernden, die am 12.02.2016 in Kerpen an der Beerdigung unseres Vaters teilnahmen, möchten wir uns für die vom Pfarrer fürchterlich abgehaltene Messe entschuldigen", heißt es darunter. "Bei unserem Vater taten wir dies bereits auf dem Weg zum Grab."

Wenn der Pfarrer den falschen Namen sagt

Was genau während der Messe vorgefallen ist, darüber möchten die Angehörigen nicht sprechen. Ein Mitglied der Familie bestätigte im Gespräch mit unserer Redaktion aber die Echtheit der Anzeige.

Die Annonce fand gleich mehrfach ihren Weg ins soziale Netzwerk Facebook. Es gibt bereits einige Kommentare. Zwar ist solch eine Entschuldigung ein Einzelfall, nicht aber Pannen beim Trauergottesdienst. So zumindest entsteht der Eindruck, wenn man die Kommentare liest: "War bei meinem Opa auch so", schreibt ein Facebook-Nutzer. "Bei meinem Vater hat die Rednerin zweimal den falschen Vornamen gesagt. Fand ich auch ziemlich unschön", berichtet eine andere Nutzerin.

Wenn der Verstorbene das gehört hätte - er hätte sich im Grabe herumgedreht. - Gefunden von Marc Kahpunkt.

Ob die Messe des Pfarrers aus Kerpen nun wegen eines falschen Namens oder wegen anderer Umstände für die Angehörigen unzulänglich war, ist unklar. Für sie ist solch eine Situation in jedem Fall sehr unangenehm, sagt Rolf Lichtner, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Bestatter. "Eine Beerdigung ist wie eine Hochzeit etwas, das man nicht wiederholen kann. Am Ende bleibt den Angehörigen nur die Beschwerde. Doch dadurch wird der Fehler nicht behoben", sagt er.

Daher sei es üblich, dass die Hinterbliebenen vor der Beerdigung ausführlich mit dem Pfarrer oder dem Pastor sprechen. Das Problem sei jedoch, dass "die Kirche entscheidet, wer die Messe abhält", sagt Jürgen Salm, NRW-Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Bestatter. "Man hat wenig bis keine Auswahlmöglichkeit." Das läge mitunter daran, dass die Gemeinden in einigen Regionen personell dünn besetzt seien.

"Wegen des demografischen Wandels nehmen die Bestattungen zu, die Gemeinden müssen sich organisieren und das Personal auf die Tage verteilen", sagt auch Eva-Maria Will, Referentin für Trauerpastoral und Bestattungskultur im Erzbistum Köln. Sie weiß, dass manchmal auch Riten zu Unstimmigkeiten führen, etwa, ob der Sarg vor den Angehörgen in die Erde gelassen werden soll oder nicht. Das alles müsse im Kondolenzgespräch geklärt werden.

Manchmal käme es auch vor, dass man nach dem Vorgespräch merkt, dass es nicht ganz passt mit dem Pfarrer oder Pastor. "Dann kann man sich noch für einen freien Redner entscheiden", sagt Salm. Grundsätzlich versuchten die kirchlichen Redner aber immer, den Trauergottesdienst nach bestem Wissen und Gewissen so zu gestalten, dass die Angehörigen zufrieden sind", sagt Lichtner. "Das ist auch ihre Pflicht." Ausnahmen seien nicht zu entschuldigen. Will vom Erzbistum Köln erklärt, dass man immer darum bemüht sei, besser zu werden, wo es möglich ist. Jedoch passierten Fehler überall dort, wo Menschen am Werk sind — und manchmal leider auch beim Trauergottesdienst.

Dabei mache es keinen Unterschied, ob der Verstorbene regelmäßig in die Kirche komme oder nicht. "Auch dann sollten keine Namen verwechselt werden", sagt Lichtner. "Ein freier Redner fängt auch bei Null an." Heute sei es eben nicht mehr so, dass man ein Gemeindemitglied 30 Jahre lang kenne.

Ob es eine Zeitungsanzeige wie die, die jetzt bei Facebook aufgetaucht ist, braucht, da scheiden sich die Geister. Lichtner hat aber Verständnis dafür. So eine Trauerfeier sei öffentlich, mit dieser Art der Entschuldigung erreiche man zumindest viele der damals Anwesenden. "Ich halte den Weg für ungewöhnlich aber vertretbar, solange es keine Rufschädigung ist." Auch Eva-Maria Will hat Verständnis. "Wenn man einen lieben Menschen verloren hat, ist man sehr emotional, kritisch und hat hohe Erwartungen", sagt sie. Wenn die nicht erfüllt werden, tue das weh.

(jnar)
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