Angriff auf Altenaer Bürgermeister Hollstein "Ich habe um mein Leben gefürchtet"

Andreas Hollstein, Bürgermeister der sauerländischen Kleinstadt Altena, wurde am Montagabend mit einem Messer angegriffen. Jetzt hat er darüber gesprochen, wie er die Tat erlebte. Er gehe von einem gezielten Angriff aus, sagte er.

Der Bürgermeister der sauerländischen Kleinstadt war am Montagabend in einem Döner-Imbiss mit einem Messer angegriffen worden. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen und ist ein 56-jähriger Deutscher. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Angriff einen politischen Hintergrund hat. Der CDU-Mann Hollstein hatte eine liberale Flüchtlingspolitik vertreten. Er hatte in Altena mehr Geflüchtete aufgenommen als vorgesehen.

Hollstein hat bei dem Angriff eine Schnittwunde am Hals davongetragen. "Ich habe um mein Leben gefürchtet. Wenn die beiden Imbissbudenbesitzer mir nicht beigesprungen wären, würde ich sicherlich nicht hier sitzen", sagt der 54-Jährige am Dienstag im Rathaus von Altena. Der Bürgermeister war in der Dönerbude, um seiner kranken Frau etwas zu essen zu holen. Er wohnt etwa 200 Meter weit weg.

Der spätere Angreifer habe ihn in dem Imbiss zunächst fixiert, dann gefragt, ob er der Bürgermeister sei und dann gesagt: "Sie lassen mich verdursten und holen 200 Flüchtlinge nach Altena", erzählt Hollstein. Dann habe der Täter ihm ein Messer an den Hals gehalten, das er selbst weggedrückt habe.

Unter anderem halfen dann die Besitzer der Imbissbude und hielten den 56-Jährige fest, bis die Polizei kam. Als die Polizei mit Waffe im Anschlag hereinkam, habe der Mann "Erschieß mich doch" gesagt. "Ich hab gesagt, das passiert nicht in einem Rechtsstaat." Der Tatverdächtige sei Hollstein nicht bekannt vorgekommen. Das sei in einem so kleinen Ort eigentlich sehr unwahrscheinlich. Der 56-Jährige soll bei der Tat angetrunken gewesen sein. "Der Mann war nach meinem Eindruck steuerungsfähig. Wenn ein Betrunkener von drei Männern fixiert werden muss, dann hat er zumindest in punkto Kraftausübung keine Beeinträchtigung gehabt." Er habe eine Alkoholfahne gerochen, aber keine besonders starke.

Hollstein geht offenbar davon aus, dass es sich um einen gezielten Angriff auf ihn handelte. "Wenn Sie mich fragen, ob das Messer in seiner Tasche für mich gedacht war, würde ich sagen: Ja, das glaube ich", sagt Hollstein.

"Ich will mich nicht mit Henriette Reker oder Wolfgang Schäuble vergleichen", sagt er mit Blick auf seine nur leichten Verletzungen. Seine Schnittwunde habe nur geklebt werden müssen, berichtete Hollstein. Er werde sich aber zur Bewältigung des Vorfalls Hilfe suchen. Der Bürgermeister weist darauf hin, dass Verwaltungsangestellte sowie Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei täglich bedroht würden. "Ich glaube, jeder Ratsherr, der sich für Flüchtlinge einsetzt, erlebt Bedrohungsszenarien. Wenn sie mich danach fragen, ist das auch ein Werteverfall in unserer Gesellschaft."

Er hege keinen Hass dem Täter gegenüber. "Viele in meiner Berufsgruppe fragen sich, wofür machst Du das? Ich weiß das, und ich mach das weiter", sagt er Seine Frau habe ihn aber immer vor diesem Szenario gewarnt. Es habe wiederholt "von Hass durchtränkte anonyme Mails" gegeben, sagte Hollstein. Auch am Tag nach dem Messerattentat habe er Mails bekommen von Absendern, "die die Tat für richtig halten".

"Ich hab gestern Abend auf jeden Fall ein drittes Leben geschenkt bekommen" , sagt Hollstein, der zuvor eine Krebserkrankung überwunden hatte.

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