Für Flüchtlingsarbeit prämierte Kleinstadt Messerattacke auf Bürgermeister von Altena

Altena · Der Bürgermeister der Kleinstadt Altena im Sauerland, Andreas Hollstein, ist bei einem Messer-Attentat verletzt worden. Ein politischer Hintergrund wird nicht ausgeschlossen.

Hollstein wurde am Montagabend an einer Dönerbude in Altena von einem Mann mit einem Messer angegriffen. Der Bürgermeister der Stadt in NRW wurde dabei leicht verletzt, in Lebensgefahr schwebt der 54-Jährige nicht.

"Um 20 Uhr hat uns die Nachricht erreicht, dass auf den Bürgermeister von Altena mit einem Messer eingestochen wurde", sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Rande der Verleihung des Staatspreises an den Schriftsteller Navid Kermani. Neben dem Bürgermeister sei noch eine weitere Person leicht verletzt worden, die ihm in dem Döner-Restaurant zur Hilfe gekommen sei.

 Vor dieser Dönerbude in Altena wurde Andreas Hollstein mit einem Messer attackiert.

Vor dieser Dönerbude in Altena wurde Andreas Hollstein mit einem Messer attackiert.

Foto: dpa, hjb

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hagen bestätigte den Angriff der Nachrichtenagentur dpa. "Er soll nicht schwer verletzt worden sein", hieß es.

Der Angreifer soll die Politik des Bürgermeisters vor seiner Attacke kritisiert haben. Die Kleinstadt im Sauerland war im Mai von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem Nationalen Integrationspreis für eine gute Flüchtlingsarbeit ausgezeichnet worden. "Ich glaube, wir kriegen Deutschland in eine gute Zukunft geführt - und die ist bunt", sagte damals der CDU-Politiker Hollstein.

 Der Vater des Inhaber des Döner-Ladens, vor dem sich der Angriff ereignete, spricht mit Medienvertretern.

Der Vater des Inhaber des Döner-Ladens, vor dem sich der Angriff ereignete, spricht mit Medienvertretern.

Foto: dpa, hjb

Wie unter anderem die "Westfalenpost" berichtet, ging der offenbar alkoholisierte Angreifer mit einer etwa 30 Zentimeter langen Klinge auf Hollstein los. Zuvor habe er gefragt: "Sind Sie der Bürgermeister?" Bei dem Mann soll es sich der Zeitung zufolge um einen Deutschen handeln.

"Verabscheuungswürdige Gewalt"

"Diese Gewalt in diesem Land gegen Bürgermeister, die sich ehrenamtlich engagieren, ist verabscheuungswürdig", sagte Ministerpräsident Laschet am Montag. Es sei ein bedrückender Abend. Bei der Verleihung des Staatspreises hatte Laschet kurz zuvor noch berichtet, wie er zusammen mit Kermani den Bürgermeister in Altena besucht hatte. Der Schriftsteller hatte ihn kennenlernen wollen, weil Hollstein noch mehr Flüchtlinge aufnehmen wollte. Von einem politischen Hintergrund sei aufgrund der Beschimpfungen auszugehen.

Die 18.000-Einwohner-Stadt hatte in den vergangenen Jahren aus eigenem Antrieb mehr Flüchtlinge aufgenommen als vorgesehen und sich um die schnelle Integration verdient gemacht. Altena begann früh, Sprachkurse mit ehrenamtlich arbeitenden Bürgern anzubieten und die Flüchtlinge in Einzelwohnungen unterzubringen - ausreichend Wohnraum war vorhanden. "Wir konnten das machen, weil wir knapp zwölf Prozent Leerstand haben", sagte Hollstein damals. "Das klappt gut."

(kib)
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