Schule Abitur 2015 — ab ins Leben

Düsseldorf · Die Zeit des Lernens ist vorbei, nun geht es darum, den Weg ins Berufsleben zu finden. Fünf Abiturienten erzählen, wie es für sie weitergeht.

Louisa van Bonn, 17, aus Kleve, Freiherr-vom-Stein-Gymnasium

Bei Louisa van Bonn dreht sich alles um Musik. Die 17-Jährige aus Kleve stolpert nicht Hals über Kopf von der Schule ins Studium. Sie ist nicht unsicher, wie viele ihrer Mitabiturienten. Louisa van Bonn weiß genau, was sie will: Musik und Germanistik studieren. Und das nicht ziellos, sondern auf Lehramt. Am liebsten in Münster. "Die Stadt ist toll, die Uni auch. Und das Beste ist: Ich darf mich jetzt dort bewerben." Die Abiturientin vom Klever Freiherr-vom-Stein-Gymnasium hat nicht nur das Abitur, sondern auch die Eignungsprüfung für Musik an der Westfälischen Wilhelms-Universität bestanden. Hauptfach: Geige. Nebenfach: Klavier. "Auch Gesangsunterricht habe ich genommen, um die Tests zu bestehen", sagt die Kleverin, die vom "Traumberuf Lehrerin" spricht. Aber nicht, weil sie aus der Schule kurze Tage und lange Ferien kennt: "Ich arbeite gerne mit Kindern, kann Dinge gut erklären. Der Job passt zu mir." Louisa van Bonn kennt ihr Berufsziel schon lange. "Mit 15 wusste ich, was ich werden will — und habe begonnen, mich vorzubereiten. Natürlich nicht nur in der Schule." Louisa von Bonn nimmt viermal pro Woche Musikunterricht, spielt in einem Orchester, dazu in einem Streichquartett. Nebenbei kümmert sie sich um Bewerbungen. Tanzen geht sie auch noch. "Na klar, vor allem wegen der Musik."

Wie Abiturienten den Stress meistern
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Michael Stolz, 17, aus Wuppertal, Leibniz-Gymnasium in Remscheid

Die Phase, innezuhalten, durchzupusten und sich über sein Abitur zu freuen, hat Michael Stolz übersprungen. Der 17-Jährige kümmert sich lieber um seine berufliche Zukunft, fühlt sich nach den Abschlussprüfungen weder erschöpft noch ahnungslos. Dank guter Noten stehen ihm viele Türen offen. Michael Stolz favorisiert ein duales Studium am Forschungszentrum Jülich, ist begeistert von einer der größten Forschungseinrichtungen Europas. Der Wuppertaler, der in Remscheid am Leibniz-Gymnasium Abitur gemacht hat, könnte sich aber auch ein Mathe-, ein Chemietechnik-, vielleicht sogar ein Bionik-Studium vorstellen. "Zur Not, wenn alle Stricke reißen."

Seit einem Jahr informiert er sich über Firmen ("mit Dax-Unternehmen habe ich angefangen"), besucht sie und führt Gespräche. Zwischendurch auch mit seinem Vater, der versucht, seinen Sohn ein wenig zu coachen. Beim Forschungszentrum Jülich hat sich Michael Stolz vor zwei Monaten beworben, um mathematisch-technischer Softwareentwickler zu werden. "Leider ein bisschen zu spät, es gab keine Stelle mehr für mich", sagt er und ärgert sich über die eine Türe, die blöderweise zugegangen ist. Jetzt versucht er, bei einem Partner-Unternehmen unterzukommen, um dadurch trotzdem am Ende in Jülich zu landen.

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Foto: Radowski/Youtube

Julia Hoff, 18, aus Köln, Leonardo-da-Vinci-Gymnasium

Sie hat nicht nur ihr Abitur, sondern auch eine lange Liste mit Ideen für das geplante Orientierungsjahr in der Tasche. Die 18-jährige Julia Hoff will sich nicht gleich kopfüber in Studium oder Ausbildung stürzen — und auch die Liste nicht hektisch abarbeiten. Sie will kein Lotterleben führen, sich aber inspirieren lassen. Und Inspiration braucht eben Zeit. Punkt eins hat sie sogar schon abgehakt: "Ich bin gleich nach den Abiturprüfungen bei meinen Eltern ausgezogen, um endlich auf eigenen Beinen zu stehen." Der zweite Schritt folgt bald: ein Praktika-Marathon, um Einblicke in die Berufswelt zu bekommen. "Ich bin neugierig, habe viele Interessen und natürlich noch viel mehr Fragen", sagt die Kölnerin, die sich selbst als strukturiert bezeichnet. Vor lauter Vorfreude auf die Antworten scheint sie fast zu platzen. Für August ist ein zweiwöchiges Praktikum im Amtsgericht Köln geplant. Julia Hoff will sich "die Abläufe anschauen, den Leuten zuhören und sie genau beobachten". Danach will sie in den Eventbereich wechseln. "Ich habe viele Bilder im Kopf, die dringend überprüft werden müssen." Auch ein Psychologie-Studium kann sie sich vorstellen. Julia Hoff hat einiges vor. Den Fehler, in Hektik zu verfallen, begeht sie trotzdem nicht. Sie macht immer einen Schritt nach dem anderen.

So feiern Schüler in Goch ihr Abitur
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Marian Bergmann, 18, aus Kempen, Gymnasium Thomaeum

Medizin oder Sprachen studieren — die Entscheidung war für Marian Bergmann keine leichte. "Ich finde beides wahnsinnig spannend", sagt der Abiturient aus Kempen. Erst vor rund zwei Wochen habe er seine Wahl getroffen: Medizin. "Meine Sprachkenntnisse kann ich ja nebenbei verbessern", sagt der 18-Jährige. Und damit will er auch gleich anfangen: Zusammen mit einem Freund geht's für mehrere Monate zum Intensivkursus nach Spanien. Sein Schul-Spanisch sei zwar nicht schlecht, aber "im Land lernt man doch am besten". Im Anschluss möchte er dort gerne ein Praktikum im medizinischen Bereich machen, aber es sei nicht leicht, einen Platz zu bekommen. Tragisch wäre es aber nicht, wenn es nicht klappt, denn er weiß genau, worauf er sich einlässt: In einer Klinik in Bremen hat er bereits ein Praktikum in der Pathologie gemacht. "Das war sehr interessant." Ihn zieht es auch fürs Studium in den hohen Norden: Kiel wäre seine Wunschuni. Zwar habe er mit einem Noten-Schnitt von 1,2 ein sehr gutes Abi, doch sei der NC in Medizin extrem hoch. "Wenn man in einem Fach mit 15 Punkten abgeschnitten hat, kann man sich das in Kiel anrechnen lassen, der Schnitt verbessert sich dann um 0,5", erklärt er. Und da helfen ihm wieder die Sprachen: Im Französisch-Leistungskurs hat er die 15 Punkte geschafft.

Jana Reese, 20, aus Nettetal, Städtische Gesamtschule

Für Jana Reese steht schon seit der Unterstufe ziemlich genau fest, was sie nach dem Abitur machen will. "Für mich ist klar, dass ich in den sozialen Bereich will", sagt die 20-Jährige. Und darauf hat sie hingearbeitet. "Egal, was ich gemacht habe, mir wurde immer wieder gesagt, dass ich toll mit Menschen umgehen kann. Diese positiven Rückmeldungen haben mich in meinem Wunsch bestärkt." Zurzeit absolviert sie ein Praktikum im Kinderdorf Waldniel, zudem arbeitet sie in einer Einrichtung für psychisch kranke Menschen. Dort übernimmt sie Nachtschichten und ist Ansprechpartnerin für die Bewohner. "Mal fragen sie nur nach einer Kopfschmerztablette, mal suchen sie einen Gesprächspartner." Ob sie später mit Kindern oder Erwachsenen zu tun haben werde, spiele für sie keine so große Rolle. "Mir macht beides Spaß, und in beiden Bereichen wird Unterstützung benötigt", sagt die Nettetalerin. Sie habe "ein Helfersyndrom", und das könne sie in einem pädagogischen Beruf am besten ausleben. Für ihr Bachelor-Studium "Soziale Arbeit", das sie bald beginnen will, würde sie auch weiter wegziehen. "Ich habe mir gut überlegt, was ich machen möchte, aber ich zweifele noch, ob und wo ich einen Platz bekomme." Doch nun werde erstmal gefeiert: Am Samstag ist Abiball.

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