Krefeld/Rheinberg Flüchtende Einbrecher sterben auf A 57

Krefeld/Rheinberg · Bei einem Unfall auf der Autobahn 57 starben bei Rheinberg zwei Männer; ein dritter wurde schwer verletzt. Sie waren vermutlich kurz vorher in ein Elektronikgeschäft eingebrochen. Möglicherweise waren es Mitglieder der "Audi-Bande".

A57 - Unfall nach Einbruch in Krefeld - zwei Tote - war es die Audi-Bande?
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A57 - Unfall nach Einbruch in Krefeld - zwei Tote - war es die Audi-Bande?

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Foto: Guido Schulmann

Den Rettungskräften bot sich gestern Morgen ein schreckliches Bild, als sie an der Unfallstelle an der A 57 bei Rheinberg eintrafen: Neben einem völlig zerstörten Wagen lagen drei Männer. Einer tot, einer so schwer verletzt, dass er wenig später im Krankenhaus verstarb, und ein Schwerverletzter, dessen Leben mit einer Notoperation gerettet werden konnte.

Die Männer waren gegen 3.35 Uhr aus dem Auto geschleudert worden, nachdem der Fahrer in Höhe der Autobahnausfahrt "Asdonkshof" wohl wegen überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte. Nach Angaben der Polizei kam der Wagen zunächst rechts von der Fahrbahn ab, touchierte dann die Leitplanke sowie mehrere Bäume und stürzte dann drei Meter eine Böschung hinunter. Kurz vor einem Regenwasserauffangbecken kam das Auto zum Stehen. Die Einsatzkräfte fanden an der Unfallstelle Einbruchwerkzeuge und eine große Zahl Mobiltelefone. Die Geräte stammen vermutlich aus einem Einbruch in ein Telekommunikationsgeschäft in Krefeld, zu dem es etwa 20 Minuten vor dem Unfall gekommen war. "Die Überprüfung des Unfallwagens ergab zudem, dass sowohl das Fahrzeug als auch die daran befestigten Kennzeichen als gestohlen gemeldet waren", sagte ein Polizeisprecher.

Bei dem Auto handelt es sich um einen dunkelgrauen, mit 450 PS hochmotorisierten Audi RS4. Die Verunglückten waren Richtung Nimwegen unterwegs. Mit einem solchen, ebenfalls gestohlenen Modell war auch die sogenannte "Audi-Bande" in einer Nacht im vergangenen September Hunderten Polizisten bei einer spektakulären Verfolgungsjagd quer durchs Ruhrgebiet entkommen. Dabei waren die Täter den Beamten mit mehr als 250 km/h davongefahren. Ihre Spur verlor sich damals in der niederländischen Grenzregion. Die Bande wird für zahlreiche Sprengungen von Geldautomaten in Nordrhein-Westfalen und für sogenannte Blitzeinbrüche bei Juwelieren und in Elektronikgeschäfte verantwortlich gemacht. Dabei fuhren die Täter mit einem Auto in Schaufenster oder schlugen sie ein.

Ob es sich bei den Unfallopfern von gestern um Mitglieder dieser "Audi-Bande" handelt, ist noch nicht bekannt. "Die Vermutungen sind natürlich da", sagte eine Polizeisprecherin. "Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch viel zu früh, um mehr zu sagen. Wir müssen erst die Personalien klären." Das Landeskriminalamt (LKA) ist bereits in die Untersuchungen eingebunden. "Die Ermittlungsgruppe ,Heat' hat sich mit der zuständigen Dienststelle in Verbindung gesetzt", sagte ein LKA-Sprecher. Die Sonderkommission wurde im vergangenen Jahr mit erfahrenen Ermittlern des Dezernates zur Bekämpfung Organisierter Kriminalität kurz nach der missglückten Verfolgungsjagd gegründet. Das Ziel: Die Serie von Geldautomaten-Sprengungen in NRW aufzuklären, die zum Teil der "Audi-Bande" zugerechnet wird. Die Spuren des Unfalls werden nun im Kriminaltechnischen und -wissenschaftlichen Institut des LKA untersucht und mit Spuren aus zurückliegenden Fällen abgeglichen.

Die Gruppierung ist den Sicherheitsbehörden zufolge schon lange im Geschäft und operiert in ständig wechselnder Zusammensetzung aus den Niederlanden heraus. Deshalb arbeitet das LKA auch eng mit Kollegen aus dem Nachbarstaat zusammen. Ihre Raubzüge begeht die Bande in Einheiten von drei bis fünf Personen. Und meistens flüchten sie nach den Taten in PS-starken Audis. Sowohl Autos als auch Kennzeichen sind in der Regel gestohlen. Die Polizei beschreibt ihr Fluchtverhalten als "mörderisch". "Sie nehmen keine Rücksicht auf Unbeteiligte", so ein Fahnder. Eigentlich konnten die Kriminellen trotz ihrer halsbrecherischen Fahrweise bislang immer unfallfrei entkommen. Möglicherweise endete diese Serie gestern. "Wir wissen noch nichts über den genauen Grund des Unfalls", sagte die Krefelder Polizeisprecherin. "Die Männer wurden nicht verfolgt. Sie hatten also keinen Grund, so schnell zu fahren. Wieso sie es offenbar dennoch taten, müssen die Ermittlungen klären."

(csh)
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