Wenn Menschen verschwinden So sucht die Polizei nach Vermissten

Kleve · In Kleve hat die Polizei öffentlich nach einem vermissten Mädchen gesucht. Ein Foto der 14-Jährigen und eine Beschreibung ihrer Person wurden veröffentlicht. Wir haben bei der Polizei nachgefragt, wie eine Vermisstensuche abläuft.

NRW: Ungelöste Kriminalfälle und Morde
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Foto: Polizei

In Kleve war seit Montagabend ein 14-jähriges Mädchen vermisst worden. Glücklicherweise konnte das Mädchen am Dienstag in Hamburg von Beamten gefunden werden. "Aber bei vermissten Kindern gilt immer Gefahr für Leib und Leben", sagt Anna Stammen von der Polizei Kleve im Gespräch mit unserer Redaktion.

"Grundsätzlich gilt bei der Polizei eine Person als vermisst, sobald diese ihren gewohnten Lebensraum verlassen hat und ihr Aufenthaltsort unbekannt ist", sagt Stammen. Gesucht wird auch nach Menschen, wenn Gefahr für deren eigenes Leben oder das Leben anderer besteht. Dazu gehört laut Polizei auch, dass womöglich die vermisste Person Opfer einer Straftat geworden sein könnte.

Erwachsene Menschen haben die Freiheit, ihren Aufenthaltsort selbst zu bestimmen und sind auch nicht verpflichtet, diesen Angehörigen oder der Familie mitzuteilen. Bei Kindern sieht das jedoch anders aus. Minderjährige dürfen ihren Aufenthaltsort nicht selbst bestimmen. Verschwindet ein Kind, geht die Polizei sofort davon aus, dass Lebensgefahr besteht. Das gilt auch bei Demenzkranken oder Menschen, die auf wichtige Medikamente angewiesen sind.

Wenn Eltern ein Kind bei der Polizei als vermisst melden, rückt laut Stammen sofort ein Streifenwagen zum Wohnhaus der Eltern aus. "Das ganze Haus oder die Wohnung werden dann auf den Kopf gestellt und durchsucht", sagt Stammen. So könne man ausschließen, dass sich das Kind nicht doch irgendwo versteckt. Auch bei Demenzkranken gehe man so vor. Anschließend befragen die Beamten die Angehören, Familie und Freunde. "Diese Befragungen sind sehr ausführlich, um die Lebensumstände zu kennen und die Situation einschätzen zu können", sagt Stammen. Wichtig sei dann, dass der Polizei ein aktuelles Foto der vermissten Person vorliegt. Die Beamten fahren dann laut Stammen die bekannten Kontaktadressen ab. Das können alte Wohnorte sein oder bei Kindern beliebte Spielplätze.

"Die Informationen über den letzten bekannten Aufenthaltsort und die Beschreibung der vermissten Person werden dann umgehend an den öffentlichen Nahverkehr und zum Beispiel Taxifahrern mitgeteilt", sagt Stammen. Auch Krankenhäuser in der Umgebung werden angerufen. "Es besteht ja die Möglichkeit, dass ein Kind zum Beispiel verletzt wurde und selbst keine Angaben zu seiner Person machen konnte", sagt Stammen.

Sollten Zeugen Angaben zu dem möglichen Aufenthaltsort der vermissten Person geben können, setzt die Polizei in dem genannten Gebiet auch Hubschrauber bei der Suche ein. "Das macht in Städten natürlich keinen Sinn, da sich dort meist sehr viele Menschen bewegen, in Waldgebieten sieht das aber anders aus", sagt Stammen. Auch Spürhunde können bei der Suche zum Einsatz kommen.

Hat die vermisste Person womöglich ein Handy bei sich, besteht auch die Möglichkeit, das Mobiltelefon zu orten. Das wurde auch im Fall der vermissten 14-Jährigen aus Kleve gemacht.

Häufig bezieht die Polizei auch die Öffentlichkeit bei der Fahndung mit ein und veröffentlicht Fotos der Vermissten. "Bei Kindern müssen jedoch beide Elternteile damit einverstanden sein", betont Stammen.

Auch bei Erwachsenen sei eine Öffentlichkeitsfahndung immer eine Einzelfallentscheidung. "Man muss immer auch die Persönlichkeitsrechte der Vermissten bedenken und abwägen, welches Gut schwerer liegt", sagt Stammen. Oft werden Fotos von Vermissten in öffentlichen Netzwerken geteilt und kursieren auch noch Wochen, nachdem die Personen teilweise wieder aufgetaucht sind, im Internet.

(skr)
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