Nit bös jemeint 10 Thesen zur Rheinischen Leitkultur

Düsseldorf · Innenminister Thomas de Maizière hat zehn Thesen zur deutschen Leitkultur aufgestellt. Das Rheinland tickt bekanntlich etwas anders als der Rest Deutschlands und hat seine eigene Leitkultur. Eine Gebrauchsanweisung für unsere Region.

Innenminister Thomas de Maizière hat zehn Thesen zur deutschen Leitkultur aufgestellt. Das Rheinland tickt bekanntlich etwas anders als der Rest Deutschlands und hat seine eigene Leitkultur. Eine Gebrauchsanweisung für unsere Region.

  1. Wir zeigen einander das Gesicht und geben uns zur Begrüßung die Hand. Ausnahme für beides: Karneval.
  2. Mit Fremden kommen wir traditionell gut zurecht. Wir haben schließlich schon Franzosen, Polen und Japaner integriert. Nur an der Sache mit den Westfalen arbeiten wir noch.
  3. Grenzen definieren wir pragmatisch. Wo die Geschäfte sonntags auf haben, ist Holland.
  4. Wir gehen offen auf unsere Mitmenschen zu und suchen das Gespräch, auch mit Fremden und ohne erkennbaren Anlass. "Wie isset?" oder "Bah, wat is dat usselisch" bieten für uns den perfekten Einstieg. Wie sich das mit der Leitkultur anderer Gegenden Deutschlands vereinbaren lässt, ist uns dabei nicht so wichtig.
  5. Brauchtum hat einen Wert für sich. Mindestens einmal im Jahr legen wir deshalb unsere Straßenkleidung ab und schlüpfen in Mariechen-Kostüme oder grüne Hausmeister-Krause-Jacken mit Holzgewehr. Deutschland ist nicht Marschmusik, aber wenn dat Trömmelsche jeht, geht dem Rheinländer das Herz auf. Nit bös jemeint.
  6. Im Rheinland ist Religion Kitt und nicht Keil der Gesellschaft. Mit Menschen anderer Konfessionen kommen wir ausgezeichnet zurecht. Spätestens seit 2012 ist es auch auf dem Dorf völlig akzeptiert, sich als Katholik mit einem evangelischen Mädchen zu treffen. Man muss sie ja nicht gleich heiraten.
  7. Wir lieben unsere Mitmenschen so sehr, dass nahezu jeder einen schönen Spitznamen bekommt. Aus Josef wird Jupp, Elisabeth wird Lisbät und aus Maria - natürlich - et Mariechen. Kombiniert mit einem der Top 10-Nachnamen hierzulande (Schmitz, Koschinsky, Frings) ist eine Karriere als Büttenredner, Köbes oder Kapellmeister sicher.
  8. Jeder Jeck ist anders. Wir meinen das ernst. Wir haben keine Berührungsängste mit anderen Kulturen, Lebensentwürfen oder Bier-Vorlieben, weil wir mit uns selbst im Reinen sind. (Okay, eine dieser drei Aussagen ist gelogen.)
  9. Neugierig sind wir aber natürlich schon. Wir interessieren uns schließlich für unsere Mitmenschen und Nachbarn. Gucken kann man ja mal. Und mal nachfragen. Oder die Kinder mal vorbeischicken, um sich umzuhören.
  10. Wir sind emotional und stehen dazu. Ist uns total egal, wenn ihr unsere Karnevalslieder peinlich findet. 10.000 vor Rührung weinende Menschen in der Köln-Arena können nicht irren.
(RPO)
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