Duisburg Mutter und zwei Kinder sterben bei Brand
Duisburg · In einem Duisburger Mehrfamilienhaus sind durch ein Feuer drei Menschen ums Leben gekommen und 28 verletzt worden. Weitere Bewohner konnten im letzten Moment gerettet werden. Die Brandursache ist noch nicht bekannt.
Um kurz vor sechs Uhr wacht Kamil gestern Morgen auf, weil es plötzlich warm geworden ist in seiner Wohnung. Er öffnet ein Fenster. "Ich hab' mich dann wieder hingelegt, und auf einmal habe ich den Rauch gerochen", sagt der 20-Jährige. "Zuerst dachte ich, dass er bei uns aus dem Haus kommt." Aber es ist das Nebenhaus, aus dem dichter Qualm strömt. Kamil weckt seine Mutter und den Rest der Familie. Er schnappt sich seinen Hund und verlässt mit seiner Familie schnell das Haus. "In dem Moment hat auch schon die Polizei geschellt und die Leute rausgeholt", sagt Kamil. Aus seinem Haus schaffen es alle rechtzeitig ins Freie. Die Menschen aus dem Nachbarhaus haben nicht so viel Glück.
Drei Tote, zwei Schwer- und 28 Leichtverletzte - das ist die traurige Bilanz des Brandes, der gestern Morgen gegen halb sechs in einem Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen in Duisburg-Meiderich ausgebrochen war, in dem deutsche, rumänische und kroatische Familien leben. Um 5.42 Uhr hatte die Polizeileitstelle die Feuerwehr alarmiert. "Es war wohl ein Passant, der das Feuer bemerkt hat", sagte Einsatzleiter Andreas Trepmann. Insgesamt 130 Mann - darunter Berufs- und Freiwillige Feuerwehr sowie Sanitäter - waren in dem vierstöckigen Gebäude im Einsatz. Sofort nach dem Eintreffen kümmerten sie sich um die Rettung der Bewohner. "Die Menschen aus dem Haus zu holen, hat oberste Priorität. Da ist der Brand erst mal zweitrangig", sagte Oliver Tittmann, Leiter der Feuerwehr Duisburg. Wichtig sei in solchen Fällen nur, dass die Flammen nicht auf die nebenstehenden Gebäude übergreifen.
Zwei Todesopfer, eine 33-jährige Frau und ihren achtjährigen Sohn, habe die Feuerwehr erst gefunden, als sie ins Obergeschoss vorgedrungen sei. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Ein 14 Jahre alter Junge starb im Krankenhaus an den Folgen seiner Verletzungen. Die ums Leben gekommenen Personen gehörten nach derzeitigem Erkenntnisstand zu einer rumänischen Familie. Am Mittag erreichte die Feuerwehr die Nachricht, dass ein weiteres Kind vermisst werde. Daraufhin wurde das Haus erneut abgesucht, es konnte aber keine Person gefunden werden. Die Feuerwehr vermutete, dass das Kind aus Angst davongelaufen sein könnte.
Die Brandursache war bis zum Abend noch nicht klar. Die Staatsanwaltschaft Duisburg ordnete den Einsatz eines Brandsachverständigen an. Sicher sei, dass der Brand im Erdgeschoss entstanden ist. Das verrate der Brandverlauf, sagt Trepmann. Die untere Etage ist besonders von den Flammen gezeichnet, die sich über die Fassade ins Dach gefressen hatten. Der Dachstuhl wurde nahezu komplett zerstört. Gegen 6.45 Uhr hatte die Polizei das Feuer unter Kontrolle. "Das heißt, es brennt noch, aber die Flammen breiten sich nicht weiter aus", sagt Trepmann. Erst einige Stunden später waren die Flammen versiegt. Nur noch vereinzelt qualmte es aus dem Gebäude, Nachlöscharbeiten wurden durchgeführt.
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) kam zum Unglücksort, um sich vor Ort selbst ein Bild von der Lage zu machen. "Es ist besonders heimtückisch, wenn ein Feuer in den Morgenstunden ausbricht und die Menschen im Schlaf überrascht", sagte Jäger, der in derselben Straße aufgewachsen ist. "Wir können nur hoffen, dass die Verletzten überleben." Die Familien wurden laut den Besitzern des Hauses in Zusammenarbeit mit der Stadt in anderen Wohnungen im Stadtteil Meiderich untergebracht.
Kamil steht hinter dem Absperrband. Er kann noch nicht so recht begreifen, was passiert ist. Nachdenklich blickt er auf die Straße, die mit herabgefallenen Ziegeln und Schutt bedeckt ist. Am Nachmittag gibt die Polizei seine Wohnung frei. Dort riecht es nach beißendem Qualm. Das stört Kamil aber nicht. Er ist froh, dass ihm und seiner Familie nichts passiert ist. Er weiß, dass er großes Glück gehabt hat.