Mönchengladbach Mutter attackiert Ehemann im Prozess um Baby Leo

Mönchengladbach · Am vierten Verhandlungstag des Mordprozesses um den getöteten Säugling Leo ist es gestern zum Eklat gekommen. Die angeklagte Mutter des toten Babys sprang im Gerichtssaal auf, um sich auf ihren mitangeklagten Noch-Ehemann zu stürzen. Die Justizwachtmeister im Schwurgerichtssaal des Mönchengladbacher Landgerichts verhinderten den Übergriff. Sie zogen den wegen Mordes angeklagten Vater von der Anklagebank und führten ihn ins geschlossene Treppenhaus, das in den Haftbereich führt. Der Vorsitzende Richter Lothar Beckers unterbrach die Verhandlung für etwa zehn Minuten. Alle Anwesenden mussten den Saal verlassen. Erst als sich die Mutter beruhigt hatte, wurde die Verhandlung fortgesetzt.

Die Attacke geschah, als ein medizinischer Gutachter die am Leichnam festgestellten Verletzungen schilderte und damit erneut grausame Details der Misshandlung durch den Vater, die dieser eingeräumt hatte, zur Sprache kamen. Als der Rechtsmediziner von "wiederholten Gewalteinwirkungen" sprach, sprang die Mutter auf, schrie und versuchte, ihren Noch-Ehemann anzugreifen. "Das geht so nicht. Sie wollen doch auch, dass das hier aufgeklärt wird", ermahnte Richter Beckers die 25-Jährige. "Zwingen Sie mich nicht, Ihnen Handschellen anlegen zu lassen." Daraufhin beruhigte sich die Frau und verfolgte den restlichen Verhandlungstag im Saal. Kurz zuvor war der Prozess einmal wegen einer Weinattacke der Mutter unterbrochen worden.

Der Prozess wird am 23. Mai fortgesetzt. Leos Vater ist angeklagt wegen Mordes, Misshandlung und sexuellen Missbrauchs, die Mutter wegen Totschlags durch Unterlassen.

(RP)
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