Essen Leiter des Essener Türkeizentrums mit falschem Titel

Essen · Nachdem die Essener Bundestagsabgeordnete Petra Hinz (SPD) Ende August zurückgetreten ist, weil herausgekommen war, dass sie Abitur und Jura-Examen erfunden hatte, erschüttert der nächste Skandal wegen falscher akademischer Ehren die Ruhrgebietsstadt.

Andreas Goldberg, Leiter des bekannten Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI), wurde von der Arbeit freigestellt, nachdem er sich jahrelang mit einem falschen Doktortitel geschmückt hatte. Das bestätigten gestern Landesregierung und Wolfram Kuschke, Vorstandschef des ZfTI und früher NRW-Staatsminister (SPD).

Goldberg gibt gegenüber unserer Redaktion den Vorgang zu: Er habe im Jahr 2003 einen Ehrendoktortitel einer türkischen Universität erhalten. Darauf sei er sehr stolz gewesen. Aber warum er viele Jahre lang auf seiner Visitenkarte und in seinem Lebenslauf angab, er habe einen echten Doktortitel statt nur eines Ehrendoktors, sei ihm unklar: "Ich bereue den Fehler. Ich kann mir das im Nachhinein nicht erklären. Und ich hatte auch keinerlei materiellen Vorteil gehabt."

Nun droht Goldberg ein Strafverfahren, wobei die zu erwartende Strafe wohl sehr klein sein wird. Viel bedrohlicher ist für den 55-jährigen verheirateten Vater einer Tochter aber, dass ihm der Verlust des Jobs droht. Der falsche Titel alleine wäre wohl kein Kündigungsgrund. Immerhin wurde Goldberg schon 1990 Geschäftsführer des ZfTI. Und damals schmückte er sich nicht mit falschen Ehren.

Mindestens ebenso schwierig ist für den Manager, dass das Institut unter seiner Führung laut Landesrechnungshof wirtschaftlich nicht sehr erfolgreich war. Es habe deutlich weniger Aufträge von externen Auftraggebern eingeworben als geplant - was zu hohen Defiziten führte. Um das Landesinstitut zu retten, entwirft eine von Vorstandschef Kuschke geleitete Kommission eine neue Strategie. Das Institut soll stark umstrukturiert werden - das könnte am Ende auch Goldberg die Stelle kosten.

(rky)
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