Auftakt der Kultusministerkonferenz Sylvia Löhrmann weist Kritik an "Schmalspur-Abi" zurück

Osnabrück · Immer mehr Schüler legen ein Einser-Abi hin. Auch in NRW. Vor Beginn der Kultusministerkonferenz warnen Experten vor einer Entwertung des Abiturs. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann will davon nichts wissen.

An den Gymnasien und Gesamtschulen in NRW sind die Abiturienten auf der Zielgeraden.

An den Gymnasien und Gesamtschulen in NRW sind die Abiturienten auf der Zielgeraden.

Foto: dpa, jst lre jol hoh

Die NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) hat zum Auftakt der Kultusministerkonferenz (KMK) an diesem Donnerstag in Berlin Kritik zurückgewiesen, nach der es in einigen Bundesländern eine Art "Schmalspur-Abi" gebe.

In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) sagte Löhrmann: "Unser Ziel bleibt, dass wir das Schulsystem leistungsfähiger und sozial gerechter machen wollen." Um dies zu überprüfen, bleibe die systematische Beobachtung des Bildungswesens für die Bildungsqualität unverzichtbar, betonte die KMK-Vizepräsidentin.

Künftig wolle man jedoch konkreter wissen, was warum gut funktioniert, sagte die Grünen-Politikerin und verwies auf die Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring, das die KMK in Berlin beschließen wolle. Mithilfe des Bildungsmonitorings gelte es Fragen zu beantworten, etwa: "Warum schneiden manche Bundesländer in manchen Bereichen besser ab, und was können die anderen daraus lernen?", erläuterte die Ministerin. Ziel sei überdies, die "vorhandene gute Praxis in die Fläche" zu bringen, sagte Löhrmann.

Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hatte im Vorfeld vor einer zunehmenden Entwertung des Abiturs gewarnt. "Generell muss tatsächlich bezweifelt werden, ob heute noch in vielen Fällen hinter der durch das Abitur verliehenen Studienberechtigung auch eine Studienbefähigung steht", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Zu einem "Spiegel"-Bericht über die Häufung von Top-Abiturnoten zwischen 2006 und 2013 sagte der Chef der Lehrergewerkschaft: "Die nachweisbare massive Zunahme von Einser-Schnitten liegt mit Sicherheit nicht daran, dass in Deutschland bei Abiturienten plötzlich eine Leistungsexplosion stattgefunden hat. Die eigentlich Gelackmeierten der Bestnoten-Inflation sind die Spitzenschüler, weil deren Spitzenleistung in der Einser-Schwemme untergeht."

Laut "Spiegel", der Daten der Kultusministerien und des Statistischen Bundesamtes zu den Abiturgesamtnoten 2006 bis 2013 auswertete, weicht der Anteil der Einser-Abiturienten in manchen Ländern regelmäßig deutlich vom Bundesdurchschnitt ab. So schlossen 2013 in Thüringen 37,8 Prozent aller Kandidaten mit der Eins vor dem Komma ab, in Niedersachsen indes nur 15,6 Prozent. Die Kultusministerkonferenz (KMK) will sich am Donnerstag und Freitag mit einer stärkeren Vereinheitlichung von Abituraufgaben zwischen den Ländern befassen.

(KNA)
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