Berlin/Köln Vor allem Angestellte wählten AfD

Berlin/Köln · Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 14. Mai haben in erster Linie Angestellte die Partei Alternative für Deutschland (AfD) gewählt. Zu diesem Ergebnis kommt eine noch unveröffentlichte Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) auf der Basis von Wahltagsbefragungen und wirtschaftlichen Strukturdaten.

Wahlprogramm der AfD für die Bundestagswahl 2017 im September
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Wahlprogramm der AfD für die Bundestagswahl 2017

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Demnach kamen die Angestellten mit 257.000 Stimmen auf einen Anteil von 43 Prozent an allen AfD-Wählern. Die Arbeiterschaft machte mit 194.000 Stimmen dagegen nur 32 Prozent der AfD-Wähler aus.

Das Institut widerspricht damit der verbreiteten Annahme, dass sich vor allem Arbeitslose und Modernisierungsverlierer für die AfD entschieden. Die Forscher können aber gleichzeitig auch nachweisen, dass die AfD in den Landkreisen die meisten Stimmen sammeln konnte, in denen die Arbeitslosenquote besonders hoch ist. Als Beispiele nennt es die Kreise Coesfeld und Gelsenkirchen. Die Arbeitslosenquote in Coesfeld betrug nur drei Prozent, die AfD kam dort auf 4,6 Prozent. In Gelsenkirchen dagegen lag die Erwerbslosenquote bei 14,7 Prozent, die AfD bei 14,6 Prozent.

Doch nur auf den ersten Blick würden diese Befunde die Modernisierungsverlierer-These doch bestätigen, so das IW. Tatsächlich hätten aber nur etwa zwölf Prozent der Arbeitslosen die AfD gewählt. Diese Gruppe sei zu klein, um das Abscheiden der Partei zu erklären. Andere Umfragen und Daten zeigten, dass die AfD am besten unter denjenigen Wählern mit mittlerem Bildungsniveau abgeschnitten hätte. Zwar gebe es unter NRW-Bürgern, die mit ihrer eigenen wirtschaftlichen Situation unzufrieden sind, eine doppelt so hohe Wahlneigung zur AfD. Doch zeigten Umfragen auch, dass sich weniger als ein Fünftel der Bürger große Sorgen um ihre wirtschaftliche Situation machten.

Fazit des Instituts: "Das Wahlergebnis der AfD in NRW wird regional von der Arbeitslosenquote determiniert, aber es sind nicht die Arbeitslosen selbst, die für das Resultat gesorgt haben." Vielmehr habe eine gut durchmischte Gruppe die AfD gewählt, "die nicht als rein prekär charakterisiert werden kann."

(mar)
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