Informationsoffensive So will NRW Jugendliche vor Salafisten immun machen
Düsseldorf · Extremistische Salafisten predigen einen rückwärtsgewandten Islam, aber die Propaganda via Internet ist auf der Höhe der Zeit. Die Terrorgruppe Islamischer Staat wirbt so gezielt junge Menschen an. Das NRW-Innenministerium informiert über die Szene und ihre Symbole.
Mit mehr Informationen wollen die Sicherheitsbehörden islamistische Propaganda von Terrorgruppen wie dem Islamischen Staat enttarnen. Um den extremistischen Salafismus zu bekämpfen, müsse man in der Lage sein, ihn zu erkennen und zu entschlüsseln, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Montag in Düsseldorf. "Wir wollen junge Menschen immun machen gegen die Verführungen der religiösen Fanatiker", betonte der Minister bei der Vorstellung einer neuen Info-Broschüre.
Die extremistischen Salafisten haben in den vergangenen Jahren viel Zulauf bekommen. In NRW leben nach Angaben des Verfassungsschutzes 2100; bundesweit sind es 7500. Seit Beginn des Krieges in Syrien und dem Irak sind mehr als 200 Fanatiker ausgereist, um Terrororganisationen wie den IS zu unterstützen. Bundesweit sind etwa 500 Verfahren eingeleitet gegen Unterstützer aus Deutschland, unter anderem wegen der Teilnahme an Kämpfen, Schleusung oder Begleitung von Waffentransporten.
Symbole und Schlüsselwörter der islamistischen Szene sind außerhalb meist unbekannt. Die neue Broschüre des Innenministeriums "Extremistischer Salafismus als Jugendkultur" informiert darüber.
"Wir wollen erreichen, dass im Umfeld mehr Aufmerksamkeit entsteht", sagte Burkhard Freier, der Chef des Verfassungsschutzes in NRW. In NRW gibt es nach seinen Worten etwa 40 salafistische Netzwerke.
Etwa 20 von insgesamt 850 Moscheen stehen im Fokus.
Salafisten lehnen Demokratie oder Gleichberechtigung von Männern und Frauen ab. Viele folgen einem strikten Bekleidungskodex, Männer tragen Bart und knöchellange Hosen, die Frauen Vollverschleierung.
Die aggressive, professionelle und vielsprachige Propaganda des IS im Internet gilt als ein wichtiger Grund für die Ausreise extremistischer Salafisten in die Kriegsgebiete. "Die bedrückenden Propagandabilder zeigen die grausame Realität: Dschihadisten aus Deutschland begehen Gräueltaten und werden gleichzeitig als Kanonenfutter missbraucht", sagte Jäger. Über das Internet reiche der Propaganda-Apparat bis ins Kinderzimmer.