Gesetzesreform in NRW Familienminister will Sprachprüfung für Kita-Kinder einführen

Düsseldorf · NRW-Familienminister Stamp will künftig wieder das Sprachniveau jedes Kita-Kindes im Land testen, bevor es in die Schule kommt. Die Prüfungen sollen anders aussehen als der abgeschaffte Delfin-Test. Eltern und Pädagogen begrüßen den Vorstoß.

 Ein Kleinkind in der Kita. (Symbolbild)

Ein Kleinkind in der Kita. (Symbolbild)

Foto: dpa, abu htf

"Wir werden die Feststellung des Sprachstandes und die Sprachförderung verbindlicher machen und ein Instrument entwickeln, um das Sprachniveau für jedes Kita-Kind in NRW zu prüfen, bevor es in die Grundschule kommt", sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) im Interview mit unserer Redaktion. Die Sprachförderung sei einer seiner politischen Schwerpunkte.

"Wir müssen die Sprachförderung auf ein anderes Niveau bekommen", sagte der Minister. Nicht nur Kinder aus Flüchtlingsfamilien seien eine Herausforderung. "Auch beim Alltagssprachgebrauch hiesiger Kinder gibt es Defizite. Das kann Folge von Reizüberflutungen und dem unreflektierten Umgang mit digitalen Medien sein", sagte Stamp.

Eine verbindliche Sprachprüfung für vierjährige Kindergartenkinder hatte es in NRW bereits von 2007 bis 2014 gegeben, den sogenannten Delfin-Test. Delfin stand dabei für "Diagnostik, Elternarbeit, Förderung der Sprachkompetenz in Nordrhein-Westfalen bei Vierjährigen".

Der Test wurde von Grundschullehrerinnen in den Kitas durchgeführt und stieß auf Kritik, weil viele Kinder mit der ungewohnten Prüfungssituation nicht zurechtkamen und der Test pädagogischen Qualitätsstandards nicht in allen Punkten genügte.

"Flächendeckend für Verbindlichkeit sorgen"

Wie der neue Test in NRW aussehen soll, steht laut Stamp noch nicht fest: "Sicher ist, dass wir nicht den Delfin-Test wieder einführen, für den seinerzeit Grundschullehrer eigens in die Kitas kamen." Seit 2014 obliegt es den Erziehern in den Kitas selbst, die Sprachfähigkeiten der Kinder einzuschätzen und sie entsprechend zu fördern. Stamp: "Einige Einrichtungen machen das schon gut, aber eben nicht alle, und deshalb wollen wir flächendeckend für Verbindlichkeit sorgen."

Das Vorhaben der Landesregierung trifft bei Elternvertretern und Pädagogen grundsätzlich auf positive Resonanz. Ziel müsse es aber sein, die Kita-Kinder auch entsprechend zu fördern, sagte Regine Schwarzhoff, Vorstand des Elternvereins NRW: "Das Sprachvermögen nimmt ab, auch weil viele Eltern ihre Kinder zu lange digitalen Geräten aussetzen."

Immer weniger hätten eine kritische Grundhaltung gegenüber Smartphones oder Tablet-Computern. Die sprachliche Kompetenz gehe dabei aber immer mehr verloren, auch weil Eltern selbst häufiger mit ihren Handys beschäftigt seien und weniger mit ihren Kindern sprächen.

Ressourcen für bessere Förderung gefordert

Auch Maike Finnern, Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW, sieht bei der Sprachförderung Defizite: "Die Diagnose ist richtig, aber wir dürfen dort nicht stehen bleiben." Es müssten Ressourcen geschaffen werden, um die Kinder besser fördern zu können.

Ein Ansatz sei, den Betreuungsschlüssel zu verbessern, also dafür zu sorgen, dass eine Erzieherin sich um weniger Kinder kümmern muss. Finnern zufolge kommen in NRW auf eine Kita-Erzieherin in manchen Kommunen zehn Kinder. Laut GEW sollten es rechnerisch maximal 7,5 sein, bei den Über-Dreijährigen und bei den Unter-Dreijährigen höchstens drei.

Die schwarz-gelbe Landesregierung arbeitet zurzeit an einer umfassenden Reform des Kita-Gesetzes, um die Qualität der Betreuung insgesamt zu verbessern und die Öffnungszeiten zu flexibilisieren. Allerdings sei der Bedarf an längeren Öffnungszeiten regional unterschiedlich. Stamp sagte: "Dort, wo die Nachfrage besteht, wird es Angebote geben, etwa Öffnungszeiten bis 18 oder 19 Uhr."

(kib)
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