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Nach Vorfällen in Mönchengladbach Ministerin für härtere Kontrolle der Pflegeheime

Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hält die Kontrolle der Alten- und Pflegeheime in NRW für unzureichend. Das Ministerium bereitet eine Eingreiftruppe gegen Missstände in der Pflege vor.

Pflege: Fakten aus der Allensbach-Studie 2009
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Foto: ddp

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens will auf die schweren Pflege-Pannen in zwei Mönchengladbacher Heimen reagieren. "Die Vorfälle zeigen, dass das bisherige System aus Kontrolle und Bewertung von Pflegeheimen offenbar unzureichend ist", sagte die Grünen-Politikerin unserer Redaktion.

Sie lasse nun prüfen, "ob die Gründung einer landesweiten Task Force zur Sicherung der Pflege und zur Vermeidung von schwarzen Schafen unter den Pflegeheimen führen kann". Dennoch warnte die Ministerin davor, sämtliche Pflegeheime unter Generalverdacht zu stellen.

Todesfall und Anzeigen

Nach einem Todesfall und mehreren Anzeigen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen zwei Mönchengladbacher Caritas-Heime: Das Giesenkirchener St.-Josef-Altenzentrum und das Caritas-Zentrum Holt. In dem einen soll eine Patientin in Lebensgefahr geraten sein, weil eine Wunde am Fuß nicht richtig versorgt wurde.

Aus dem anderen musste ein 85-jähriger nach akutem Flüssigkeitsmangel ins Krankenhaus überwiesen werden, wo er kurz darauf starb. Steffens: "Das Caritas-Altenzentrum St. Josef, wo es augenscheinlich zu Versäumnissen kam, ist unmittelbar zuvor vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung mit guten Noten bewertet worden."

Offenbar hat das Altenheim St. Josef schon früher als bisher bekannt das Misstrauen der Behörden erregt. "St. Josef ist in diesem Jahr schon mehrfach durch Beschwerden aufgefallen und wurde deshalb ungewöhnlich engmaschig überprüft", sagte Steffens.

Allein seit Januar habe es in St. Josef vier Überprüfungen durch die kommunale Aufsicht und zwei Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) gegeben, so die Gesundheitsministerin. Nach der letzten Überprüfung sei sogar ein Belegungsstopp verfügt worden. Unter anderem, "weil das Personal überfordert gewesen zu sein schien", sagte Steffens.

Sieben große Kontrollen

Das Altenzentrum bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion, dass es seit September vergangenen Jahres in St. Josef sieben große Kontrollen durch die kommunale Heimaufsicht, drei durch den MDK und eine durch das Gesundheitsamt gegeben habe. Üblich sind lediglich zwei unangemeldete Kontrollen pro Jahr: Eine durch die kommunale Aufsicht und eine durch den MDK.

Am Donnerstag erteilte die Heimaufsicht den Pflegern in St. Josef eine weitere Auflage: Sie müssen jetzt täglich und schriftlich über die Versorgung ihrer Risiko-Patienten berichten.

Auch der Pflegeexperte der Union im Bundestag, Willi Zylajew, fordert nach den Fällen in Mönchengladbach häufigere Kontrollen. "Jedes Heim muss fünf mal im Jahr unangemeldet überprüft werden", sagte Zylajew. "Das ist das schärfste Schwert, das wir haben. Gute Heime können nichts dagegen haben."

Einen gesetzgeberischen Handlungsbedarf sieht er allerdings nicht. Der Pflegeexperte bemängelte grundsätzlich, dass in vielen Heimen zu wenig qualifiziertes Personal arbeite.

Wie eine aktuelle Studie der Universität Witten-Herdecke belegt, bedroht der Personal- und Zeitmangel in den Heimen tatsächlich die Gesundheit der Bewohner — und zwar nicht nur in Mönchen-gladbach. Demnach ist die Hälfte der Altenheimbewohner von Mangelernährung bedroht. Das höchste Risiko für Mangelernährung haben laut der Studie Demenzkranke. Es liegt bei rund 60 Prozent. Alte Menschen, die sich nicht mehr bewegen können, tragen das zweithöchste Risiko.

(RP)
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