Landesrechnungshof Schulen mogeln bei Unterrichtsausfall

Düsseldorf · Der Landesrechnungshof deckt auf, dass Realschulen und Gymnasien weniger Unterricht planen als vorgeschrieben. Der Ausfall von Schulstunden fällt dadurch geringer aus als angegeben.

 Die Präsidentin des Landesrechnungshofes Nordrhein-Westfalen, Brigitte Mandt, stellte den Bericht in Düsseldorf vor.

Die Präsidentin des Landesrechnungshofes Nordrhein-Westfalen, Brigitte Mandt, stellte den Bericht in Düsseldorf vor.

Foto: dpa, mg soe

An den Gymnasien und Realschulen in NRW fällt mehr Unterricht aus als bekannt. Laut Landesrechnungshof (LRH) planen viele Schulen von vornherein deutlich weniger Unterricht ein als sie müssten. "Die Überprüfung durch den LRH hat ergeben, dass 67 Prozent der Jahrgänge in den Gymnasien (5. bis 9. Klasse) und 76 Prozent der Realschulen (5. bis 10. Klasse) hinter den Vorgaben zurückblieben", sagte LRH-Chefin Brigitte Mandt. In den bisherigen Statistiken werde dies nicht berücksichtigt, da es dabei nur um die Erfassung des Ausfalls von eingeplanten Schulstunden gehe. Mandt: "Was gar nicht erst eingeplant war, wurde auch nicht als Ausfall erfasst."

Jetzt hat der LRH bei 507 Realschulen und 508 Gymnasien überprüft, ob die vorgegebenen Gesamtwochenstunden auch tatsächlich einhalten wurden, die über alle Jahrgänge in der Sekundarstufe I erteilt werden müssen. Untersucht wurden die Schuljahre 2007 bis 2013. Bezogen auf den Abitur-Jahrgang 2012 erteilten nur 29 Prozent der Gymnasien die erforderlichen 154 Gesamtwochenstunden. Die übrigen Gymnasien erteilten zu wenig Unterricht. 59 Schulen lagen zehn und mehr Stunden unter dem Plan, 152 zwischen fünf und neun Stunden und 151 bis zu vier Stunden. Von den Realschulen (Abschluss-Jahrgang 2013) halten nur 24 Prozent die vorgeschriebenen 188 Gesamtwochenstunden ein. Bei 118 fehlten zehn und mehr Stunden, bei 131 zwischen fünf und neun und bei 135 bis zu vier Stunden.

Der LRH lässt offen, wer für die Fehlplanung verantwortlich ist. "Wir haben sie nur festgestellt", so Mandt. Das Schulministerium räumt ein, die Unterschreitung verbindlicher Vorgaben werde "zu Recht kritisiert". Man wolle nun prüfen, wie die Schulaufsicht "ihrer Aufsichtsfunktion in Zukunft besser gerecht werden" könne. Rechnerisch betrage der Ausfall "im Schnitt weniger als eine Wochenstunde je Schuljahr und Klasse". Das Ministerium spricht aber selbst von einem "gewissen Interpretationsspielraum". Daraus schließt CDU-Fraktionsvize Klaus Kaiser, dass Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) die Realität nicht kenne und deshalb bei der Ressourcensteuerung versage. Der Philologen-Verband sieht den LRH-Bericht als Beleg für einen Lehrermangel in NRW.

Unterdessen rudert die SPD beim Thema Abitur nach acht oder neun Jahren zurück. SPD-Fraktionschef Norbert Römer korrigierte seine Stellvertreterin Eva-Maria Voigt-Küppers: "Es gibt in der SPD-Landtagsfraktion weder Pläne noch Beschlüsse, das Abitur nach acht Jahren an Gymnasien in Frage zu stellen oder gar abzuschaffen." Seine Fraktion wolle, "dass G8 erfolgreich ist, und deshalb setzen wir auf Veränderungen innerhalb von G8". Demgegenüber hatte Voigt-Küppers gesagt: "Wenn G8 scheitern sollte, haben wir Modelle, die greifen könnten."

CDU-Landeschef Armin Laschet betonte, es ehre die SPD-Politikerin, dass sie das Chaos bei der Umsetzung von G8 benenne; bezeichnend sei, dass Römer alles herunterzuspielen versuche. "Wenn das Durcheinander in der Schulpolitik weiter anhält und der Frust der Eltern weiter wächst, wird das Thema zwangsläufig zum Wahlkampfthema", sagte Laschet unserer Zeitung. FDP-Chef Christian Lindner erklärte, seine Partei wolle "keine zusätzliche Unruhe in die Gymnasien tragen. Wir erwarten, dass die Landesregierung die Umsetzung der verkürzten Schulzeit endlich verbessert." Schulministerin Löhrmann stehe hier in der Verantwortung.

(RP)
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