Kommentar Kommunalwahl Diese Wahl gibt Rätsel auf

Meinung | Düsseldorf · Bei der Wahl der Oberbürgermeister und Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen hat es jede Menge Überraschungen gegeben: Die CDU stürmte die SPD-Trutzburg in Oberhausen und nahm ihr auch die Bundesstadt Bonn ab.

 Reinhard Paß, Amtsinhaber und SPD-Kandidat in Essen, kämpft mit dem für ihn enttäuschenden Wahlergebnis.

Reinhard Paß, Amtsinhaber und SPD-Kandidat in Essen, kämpft mit dem für ihn enttäuschenden Wahlergebnis.

Foto: dpa, tba

Dort konnte sich der indischstämmige Bewerber Ashok-Alexander Sridharan auf Anhieb durchsetzen — und ist nun der erste Oberbürgermeister Deutschlands mit Migrationshintergrund. Auch beachtlich: In Essen zwang CDU-Kandidat Thomas Kufen den amtierenden SPD-OB in die Stichwahl.

Umgekehrt musste auch die Union Federn lassen: Leverkusen ging verloren, und vor allem Neuss, das seit Menschengedenken fest in CDU-Hand war. Wie es in Krefeld, das bisher einen CDU-OB hatte, weitergeht, ist unklar. Dort wird, wie beispielsweise auch in Wuppertal, die Stichwahl am übernächsten Sonntag die nötige Klarheit bringen.

Zu befürchten ist allerdings, dass bei diesem Stichentscheid noch weniger Bürger zur Wahl gehen werden als diesmal. Im Durchschnitt machten am Sonntag nur gut 30 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Das bedeutet: Nur jeder Dritte gab seine Stimme ab. Das ist ein historischer Tiefststand, der viele Fragen aufwirft: Sind die Menschen nicht mehr an Kommunalpolitik interessiert, sind sie generell politikmüde? Oder war das örtliche Kandidatenangebot nicht attraktiv genug?

Diese Fragen müssen beantwortet werden. Gewiss werden sich etliche Politikwissenschaftler mit dieser beunruhigenden Entwicklung befassen und mögliche Lösungswege aufzeigen. Es bleibt aber primär die Aufgabe der Kommunalpolitiker, die Menschen, die sich abgekoppelt haben und nicht zur Wahl gegangenen sind, davon zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, sich für das politische Geschehen "vor Ort" zu interessieren und zumindest bei Wahlen mitzumachen. Schließlich darf hinterher niemand schimpfen, der der Wahlurne ferngeblieben ist.

(hüw)
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