Interne Schreiben im Fall Wendt "Willkommen im Club. Wie ist der Stand?“

Düsseldorf · Wegen der "Causa Wendt" laufen der Deutschen Polizeigewerkschaft offenbar die Mitglieder weg. Der NRW-Landesverband leidet besonders. Aus internen Dokumenten geht hervor, wie Wendt den NRW-Landesvorsitzenden über sein Interview mit "Report München" informiert hat.

 Rainer Wendt (Archivaufnahme).

Rainer Wendt (Archivaufnahme).

Foto: dpa, obe sab fpt

Das Ansehen der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) hat in der Öffentlichkeit seit Bekanntwerden der "Causa Wendt" offenbar massiv gelitten. Viele Mitglieder sollen gekündigt haben. Besonders betroffen scheint der nordrhein-westfälische Landesverband zu sein, dem Rainer Wendt bis 2010 vorsaß. Das geht aus mehreren internen Schreiben der Deutschen Polizeigewerkschaft vor, die unserer Redaktion vorliegen.

In den Briefen, die versehen sind mit dem Hinweis "nicht für die Öffentlichkeit bestimmt", distanziert sich der NRW-Landesverband deutlich von ihrem Bundesvorsitzenden Rainer Wendt. "Ich kann mittlerweile nicht mehr mit unserem DPolG-Stern durch die Öffentlichkeit gehen, ohne nach Einkünften oder Verfahrensweisen gefragt zu werden", schreibt der DPolG-Landeschef Erich Rettinghaus in einem der Dokumente. Die Situation an der Spitze der DPolG sei aus Sicht des NRW-Landesverbandes nicht haltbar und schade der Gewerkschaft in NRW dauerhaft.

"Wir standen bis vor kurzem noch hervorragend da, waren überall gern gesehene Gesprächspartner. Ebenso die Entwicklung unserer Mitgliederzahlen. Den Makel jetzt, werden wir so schnell nicht mehr los", so Rettinghaus weiter, der in der vergangenen Woche bereits wegen der "Causa Wendt" aus dem Bundesvorstand zurückgetreten war. In einem der Briefe heißt es, dass Wendts Verhalten eine Ohrfeige für jeden sei, der sich überzeugt jeden Tag im Ehrenamt für andere engagiere.

"Er teilte mir mit, dass Ungemach drohe. Ich sollte abtauchen."

Aus den Briefen geht auch hervor, wie Rettinghaus von Wendt über das Interview mit "Report München" informiert wurde. "Am 25. Februar erhielt ich einen Anruf von Rainer Wendt. Er teilte mir mit, dass Ungemach drohe. Report München habe ihn befragt zu seiner Verortung in NRW beim LZPD. Ich sollte abtauchen. Wir unterhielten uns noch über mögliche Drahtzieher", so Rettinghaus. Nachdem sich der mediale Blick auch auf seine dienstliche Verwendung als Landesvorsitzender gerichtet hatte, habe er am 5. März abends eine SMS von Wendt erhalten mit den Worten: "Willkommen im Club. Wie ist der Stand?"

Ein Krisengespräch, eine vorherige Strategieabstimmung habe es dann nicht gegeben, heißt es weiter in den Dokumenten. "Aus der Presse habe ich dann erfahren, dass Rainer Wendt im Ruhestand ist. Ich konnte es nicht glauben, rief ihn an und erhielt wieder nur spärliche Infos und das es richtig sei." Das sei doch eh bald geplant gewesen, soll Wendt gesagt und hinzugefügt haben: "Jetzt ziehen wir meine Freistellung eben nur vor." Anschließend sei Rettinghaus nicht mehr nach einem netten Gespräch mit Wendt zumute gewesen. "Ich habe seinen letzten Anruf am 7. März nicht angenommen."

Auslöser für den Skandal um Wendt sind die von ihm wiederholt korrigierten Angaben zu seiner Entlohnung. So hatte er ursprünglich gesagt, neben seiner Bezahlung als Gewerkschaftsfunktionär keinen Beamtensold zu kassieren, um dies kurz darauf zurücknehmen zu müssen.

Später sprach er davon, in der Summe nicht mehr als sein eigentliches Gehalt von 4400 Euro brutto als Polizeihauptkommissar zu bekommen. Inzwischen räumte er aber ein, mit jährlich gut 124.000 Euro aus allen Einkünften etwa das Doppelte zu kassieren.

(csf)
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