NRW-Innenminister schlägt Alarm Herbert Reul warnt vor chinesischen Spionen

Düsseldorf · Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) warnt in einem Brandbrief sämtliche Minister der Landesregierung vor chinesischen Spionen. In dem Schreiben, das die Landesregierung als Verschlusssache einstuft, fordert Reul seine Ministerkollegen zur unverzüglichen Aufklärung ihrer Mitarbeiter auf.

 Heribert Reul (Archivbild).

Heribert Reul (Archivbild).

Foto: dpa, mb gfh

Inzwischen hätten die chinesischen Nachrichtendienste mehr als 60 gefälschte Online-Profile erzeugt, heißt es darin. Die Spione stellen demnach Daten von erfundenen Personen in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Linkedin ein, um Kontakte anzubahnen und so Informanten zu rekrutieren.

Bislang galt die Wirtschaft als bevorzugtes Spionageziel. Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen hatte allerdings schon im Dezember darauf hingewiesen, bei der Masche, vor der nun Reul warnte, gehe es vor allem um die "Infiltration insbesondere von Parlamenten, Ministerien und Behörden".

In einem erklärenden Text, den Reul zur Weitergabe an die Mitarbeiter empfiehlt, beschreibt der Innenminister die Strategie im Detail: Ausgewählt würden vor allem Personen, die mit China befasst sind, etwa Organisatoren von Wirtschafts- und Währungsgipfeln oder Terrorismusexperten. Die Spione tarnten sich als Behördenmitarbeiter, Wissenschaftler oder Personalvermittler. Sie gäben vor, im Auftrag eines wichtigen Kunden Interesse an der Arbeit der Kontaktperson zu haben.

Einladungen nach China

Sobald jemand Interesse zeige, bäten die Spione "im nächsten Schritt um einen Lebenslauf und eine Probearbeit, für die auch bezahlt wird", so Reul. Oft erfolge dann eine Einladung nach China, um sich mit dem "wichtigen Kunden" zu treffen. "Der tritt jedoch niemals in Erscheinung", schreibt Reul. Die Reisekosten würden von chinesischer Seite übernommen. Später werde dann verlangt, gegen Bezahlung Berichte zu verfassen oder sensible Informationen weiterzugeben. Wer solche Anfragen erhalten habe, solle sich beim Verfassungsschutz melden.

Insider berichten, dass die deutschen Sicherheitsbehörden bereits mehr als 10.000 Männer und Frauen identifiziert haben, die auf diesem Weg angesprochen wurden. Der aktuelle nordrhein-westfälische Verfassungsschutzbericht dokumentiert "zahlreiche Versuche ausländischer Nachrichtendienste, Kontakt mit Gesprächspartnern in Politik und Wirtschaft aufzunehmen". NRW stehe dabei wegen seines politischen Gewichts in der Bundesrepublik besonders im Fokus; China zähle zu den Hauptakteuren.

(tor)
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