NRW Einbruchsradar: Polizei empört über Minister

Düsseldorf · Behörden vor Ort wissen noch nichts von den Plänen der Landesregierung. Die verspricht Informationen.

 Der Einbruchsradar für Wuppertal. Bald soll es Karten dieser Art für das ganze Land geben.

Der Einbruchsradar für Wuppertal. Bald soll es Karten dieser Art für das ganze Land geben.

Foto: NW008101

Viele Kreispolizeibehörden in Nordrhein-Westfalen sind nach Recherchen unserer Redaktion von der Ankündigung von Innenminister Ralf Jäger (SPD) überrumpelt worden, ein Einbruchsradar einzuführen. "Wir haben erst aus der Zeitung erfahren, dass wir das machen sollen", sagte ein leitender Ermittler einer Polizeibehörde im Rheinland: "Das Ministerium hat uns bis jetzt nicht selbst darüber in Kenntnis gesetzt."

Rainer Groß, Personalrat in der Kreispolizeibörde Wesel, bestätigte: "Wir wissen von nichts. Die Kollegen sind unzufrieden. So etwas einführen zu wollen, ohne die Behörden darüber in Kenntnis zu setzen, ist ein absolutes Unding." Man wisse überhaupt nicht, was nun zu tun sei, kritisierte er. "Das Einbruchsradar ist reiner Aktionismus, den wir Polizisten vor Ort ausbaden müssen", sagte Groß.

Innenminister Jäger hatte am Mittwoch angesichts der 2015 dramatisch gestiegenen Einbruchszahlen angekündigt, dass ab April alle Polizeibehörden im Land als Präventionsmaßnahme ein Einbruchsradar einführen werden. Dabei sollen die Behörden einmal wöchentlich eine Karte ins Internet stellen, auf der die Einbrüche in ihrer Stadt vermerkt sind. Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Nordrhein-Westfalen hatte im vergangenen Jahr um 18,1 Prozent auf 62.262 Fälle zugenommen.

Auch bei der Kreispolizeibehörde Kleve hat man diesbezüglich bislang nichts vom Innenministerium gehört. "Vielleicht kommt ja noch was bis zum Ende des Monats", sagte ein Sprecher. Ein Beamter einer westfälischen Polizeibehörde erklärte: "Auch wir wissen nur aus den Medien, dass wir das tun sollen. Wir warten mal ab, ob da noch was aus Düsseldorf kommt." Bei der Kreispolizei Mettmann hieß es, man wisse nur in groben Zügen, dass man das Radar einführen soll.

Das Innenministerium räumte auf Anfrage ein, die Kreispolizeibehörden noch nicht ausreichend informiert zu haben. "Sie bekommen bald von uns ein Konzept, worin alles geregelt sein wird", sagte ein Ministeriumssprecher: "Es wird eine einheitliche Regelung für alle geben." Wie die aussehen werde, könne er noch nicht sagen.

Arnold Plickert, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen, bezeichnete die Kommunikationspanne als "sehr bedauerlich". Auch sein Vorstandskollege von der Deutschen Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus, kritisierte, dass so etwas nicht passieren dürfe. Beide sind sich darin einig, dass das Einbruchsradar nicht schade, aber auch nicht dazu führen werde, dass weniger eingebrochen werde.

(csh)
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