Mönchengladbach Es war derbe, also gut

Mönchengladbach · Jan Delay spielt Funk mit Disko No. 1 im Hockeypark Mönchengladbach.

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Jan Delay begeistert Fans in Mönchengladbach

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Zuletzt, als sie an den Ausgängen bereits das Licht einschalten, damit die Zuschauer zum Parkplatz finden, kommt er ein drittes Mal zurück, weil es "so derbe" war, sagt er, also gut. Er spielt noch einen Song, den letzten, jetzt aber wirklich. Zwei Stunden geht dieses Konzert mit Jan Delay im Hockeypark bereits, begonnen hatte er mit dem Stück "Liebe", und er kündigte "mannigfaltige Ekstase" an. Ganz so ausgelassen wurde es dann doch nicht, aber ein unterhaltsamer Abend.

Denn Jan Delay ist ja vor allem ein Entertainer, einer, bei dem im Refrain mal nur die Frauen mitsingen sollen, "und jetzt nur die Typen", ruft er, und dann doch alle. Er fragt dann seine elfköpfige Band, die Disko No. 1 heißt: "Haben wir noch einen?" Natürlich weiß er, dass sie noch einige Songs im Repertoire haben. "Dann kredenzen wir noch einen" - das sagt er wirklich so. Sie spielen "Feuer" und "Oh Jonny", das sie mit Percussion, Bläsersatz-Fanfaren und Anspielungen auf "Get ur freak on" von Missy Elliott anreichern. Später spielen sie noch Blur, Rage against the machine und ein Dutzend andere Bands nach.

Eigentlich ist Jan Delay Teil des über alle Maßen begabten Rap-Trios Beginner, das, seit er als Solo-Künstler noch erfolgreicher ist, kein Album mehr veröffentlicht hat. Vor zwölf Jahren gab es das dritte und letzte. Denn plötzlich setzte sich der Rapper einen Hut auf, so wie Lindenberg, den er Udo nennt, sie pflegen ein freundschaftliches Verhältnis. Er trug nun Anzüge mit Einstecktuch, die ihm verflixt gut stehen, und machte erst ein Reggae-Album, dann zwei Funk-Platten und zuletzt Rock. In Gladbach setzt er seine dunkle Sonnenbrille auch nach der Dämmerung nicht ab.

"Irgendwie, irgendwo, irgendwann", den Song von Nena, für den heutzutage nur noch Jan Delay bekannt ist, spielen sie im Offbeat. "Wir machen das klar", singt er in "Klar" mit seinen Backgroundsängerinnen. Sie schütteln sich, als wäre im Soul Train nach Chicago die Notbremse gezogen worden. Sein Sound klingt zumeist funky und nach Big Band. Zu "Wacken" allerdings, das er nach dem gleichnamigen Metal-Festival benannt hat, entlässt er die Gitarren ins Powerakkord-Stakkato. Die Riffs klingen nun simpel, wie das, was Menschen zu Deep Purple auf der Luftgitarre greifen lässt. Der Sänger tanzt dazu o-beinig wie ein Rockmusik-Darsteller.

Nach nicht mal anderthalb Stunden verlassen Jan Delay und Disko No. 1 zum ersten Mal unter viel Applaus die Bühne. Dass es das noch nicht gewesen ist, ist klar, auch weil das Personal in der Pause eifrig das Schlagzeug nachjustiert. Sie spielen unter anderem noch "St. Pauli" und "Vergiftet". Und als die allerersten schon in ihren Autos sitzen, kommt er noch einmal.

(RP)
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