Musikkritiker-Ranking Dies sind die besten Orchester in NRW

Köln · Auf dem Treppchen nur Kölner: Für die Rheinische Post haben 22 Musikkritiker das Niveau der Kulturorchester an Rhein und Ruhr benotet.

 Die Düsseldorfer Symphoniker liegen auf Platz 10 des Rankings.

Die Düsseldorfer Symphoniker liegen auf Platz 10 des Rankings.

Foto: Susanne Diesner

Sie haben schon im Liegen gespielt oder in seltsamen Aquarien, oft ohne Noten, manchmal sogar in Kostümen, sie sind ohne Frage ungeheuerliche Spezialisten, die vor nichts zurückschrecken und keine Aufgabe im weiten Feld der Musik scheuen — und sie sind mit deutlichem Abstand das beste Orchester in Nordrhein-Westfalen. Dessen Namen tragen sie im Titel: MusikFabrik NRW, das Solistenensemble für zeitgenössische Musik. Ist das ein Orchester? Ja klar — und was für eins!

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Foto: RP-Umfrage/Grafik: Schnettler

22 Musikkritiker haben auf Wunsch unserer Zeitung die Kulturorchester im Land bewertet und bepunktet; so entstand eine Liste, die nach allen Regeln der statistischen Kunst gewendet wurde. Und die in Köln sitzende MusikFabrik ist (mit 20,8 von 25 möglichen Punkten) unangefochten Sieger des Rankings. Selbstverständlich haben nicht alle Juroren alle Ensembles gehört, manche Orchester kannten sie nur aus der Oper. Gleichwohl haben wir die Kritiker gebeten, lieber auf ein Votum zu verzichten als ein unsicheres abzugeben. Voilà: Die Punkte, die eintrafen, sind Resultat gewissenhafter Selbstbefragung.

Natürlich muss sich das Land in diesem Ranking nach Köln orientieren, anderes war nicht zu erwarten. Das WDR Sinfonieorchester (Platz zwei) zählt zu den finanziell sehr gut ausgestatteten Klangkörpern mit großer Tradition. Aber dass es so klar von der MusikFabrik übertroffen wurde, hat auch mit deren jahrelang hohem Niveau zu tun, mit ihrer Virtuosität, auch mit dem Heißhunger auf Innovation und ungewöhnliche Formate. Auch der dritte Platz nach Köln, ans Gürzenich-Orchester, geht in Ordnung. Doch im internationalen Segment (25 bis 20 Punkte) wird eindeutig nur die MusikFabrik gesehen, das WDR Sinfonieorchester (19,7) verpasst es bereits, wenn auch nur knapp.

Auf dem ungeliebten Platz vier: die bereits in der Jahresumfrage der Zeitschrift "Opernwelt" mehrfach mit höchstem Lob bedachten Essener Philharmoniker, die ihr langjähriger GMD Stefan Soltesz zu einem Top-Ensemble getriezt und gezwirbelt hat. Im Ruhrgebiet bleiben Platz fünf und sechs: bei den Bochumer Symphonikern, die immer wieder mit prachtvollen Leistungen auf sich aufmerksam machen, sowie den Duisburger Philharmonikern. Diese (nur knapp hinter der Schallplatten-Tauglichkeit gelandet) werden übrigens von der Mehrheit der Musikkritiker im Vergleich zu den Düsseldorfer Symphonikern (die unerwartet nur auf Platz zehn landen) als das bessere Orchester innerhalb der Deutschen Oper am Rhein angesehen; nur wenige Juroren hören die Orchester regelmäßig in den städtischen Symphoniekonzerten.

Die Punkte für die Orchester in Bonn, Wuppertal, Dortmund und Düsseldorf, alle in der obersten Besoldungsgruppe für Kulturorchester, der Tarifgruppe A, beheimatet, sind ebenso einleuchtend wie eng beieinander. Im oberen Bereich der Wertungszone "mäßiges Niveau", fast schon ins "gut" changierend, halten sich die Orchester in Aachen, Gelsenkirchen, Krefeld/Mönchengladbach, Bielefeld und sogar das "kleine" WDR-Orchester auf. Ausreißer nach unten in die Dunkelzone des "weniger Bedeutenden" gibt es nicht.

Dieses breit angelegte Ranking belegt, dass sich die NRW-Orchester insgesamt eines hohen Ansehens in der Fachwelt erfreuen; in keinem anderen Bundesland gibt es eine solche Vielzahl guter und sehr guter, auch schallplattentauglicher Ensembles. Die Musikfreunde wissen ohnedies, dass alles eine Frage der Abendform ist; Kritiker sitzen meist in der Premiere, dagegen sind Folgevorstellungen etwa in der Oper oft besser. Für Betrübnis also kein Anlass.

(RP)
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