Glaube Jede zweite Familie zahlt 500 Euro für Kommunion

Düsseldorf · Tausende Kinder in der Region gehen am Sonntag zur Erstkommunion. Viele ziehen die Kleider und Anzüge ihrer größeren Geschwister an. 57 Prozent der Eltern lassen sich das Fest mindestens 500 Euro kosten.

 Philip Kötting (8) aus Leichlingen passt der Kommunionsanzug seines Bruders Louis perfekt. Er bekam aber neue Schuhe und ein neues Hemd.

Philip Kötting (8) aus Leichlingen passt der Kommunionsanzug seines Bruders Louis perfekt. Er bekam aber neue Schuhe und ein neues Hemd.

Foto: Uwe Miserius

Teresa Schöttner aus Düsseldorf ist schon ganz aufgeregt. Seit Wochen freut sich die Achtjährige auf ihre Erstkommunion. Gemeinsam mit vielen anderen Kindern aus der katholischen Pfarrgemeinde Flingern/Düsseltal hat sich Teresa in Kursen und Kindergottesdiensten gut auf den Tag vorbereitet. "Das ist schließlich ein wichtiges Ereignis", sagt Teresa. Ihre Kommunionskerze hat sie auch schon. Das Kleid trägt sie von ihrer großen Schwestern Josefine (11) auf. "Dafür, dass sie das macht, bekommt sie ein schönes Sommerkleidchen von uns geschenkt", sagt ihre Mutter. Teresa ist eines von insgesamt 58 Kindern, die morgen und an dem darauffolgenden Sonntag Erstkommunion in den drei Gemeinden St. Elisabeth und Vinzenz, Liebfrauen und St. Paulus im Pfarrbezirk Flingern/Düsseltal feiern.

Die Düsseldorfer Gemeinde gehört zu den wenigen, bei denen die Zahl der Erstkommunionen nicht signifikant rückläufig ist. Denn landesweit verzeichnen die Kirchen seit Jahren fast überall einen starken Rückgang. Im Erzbistum Paderborn werden in diesem Jahr rund 12.000 Kinder das Sakrament der Erstkommunion empfangen - 500 weniger als im Vorjahr. Im Bistum Münster schätzt man, dass dieses Jahr rund 16.000 Kinder zur Erstkommunion gehen. Vor zehn Jahren waren es noch 23.670 Kinder.

Im Erzbistum Köln, dem Bistum Aachen und dem Ruhrbistum sind die Zahlen ähnlich rückläufig. "Diese Entwicklung ist durch den Geburtenrückgang zu erklären, der sich bundesweit als Teil des demografischen Wandels beobachten lässt", erklären die Bistumssprecher. Unverändert engagiert bleiben jedoch die Eltern der Kinder. In allen Bistümern gibt es nach wie vor genügend Mütter und Katecheten für die Erstkommunionsvorbereitung. "Der Empfang des Sakraments der Erstkommunion genießt gesellschaftlich noch immer eine hohe Wertschätzung", betont Maria Aßhauer vom Erzbistum Paderborn.

 Teresa Schöttner (8) aus Düsseldorf zieht das Kleid ihrer Schwester Josefine (11) an. Dafür bekommt Teresa ein neues Kleid für den Sommer.

Teresa Schöttner (8) aus Düsseldorf zieht das Kleid ihrer Schwester Josefine (11) an. Dafür bekommt Teresa ein neues Kleid für den Sommer.

Foto: Andreas Bretz

Nach wie vor sind viele Familien bereit, viel Geld für die Erstkommunion ihrer Kinder auszugeben. "Wir beobachten seit einigen Jahren den Trend, dass sich die Erstkommunion zu einem Event ähnlich wie bei einer Hochzeit entwickelt", sagt Stefanie Bruns von einer Düsseldorfer Eventagentur. Einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge gibt jede sechste Familie mehr als 1000 Euro für Feier, Essen, Kleidung und Geschenke aus. 57 Prozent der Eltern lassen sich das Fest demnach mindestens 500 Euro kosten.

Für Familie Schöttner aus Düsseldorf kommen große Geldausgaben nicht in Frage. Bei ihnen steht der Empfang des Sakraments im Vordergrund, nicht die großen Geschenke. "Teresa bekommt eine Altflöte von uns geschenkt, gefeiert und gegessen wird zu Hause im engsten Familienkreis", sagt Mutter Stephanie Schöttner. Das handhabt Familie Sura, ebenfalls aus der Düsseldorfer Gemeinde St. Paulus, ähnlich. Laure Sura (8) hat ihr Kleid von ihrer Großmutter geschenkt bekommen. Es ist kein typisches Kommunionkleid, sondern eines, das sie auch im Alltag tragen kann. "Der Glaube ist uns wichtiger", sagt Laures Mutter.

Auch Familie Kötting aus Leichlingen spart sich das Geld für einen neuen Anzug für ihren Sohn Philip. Der Achtjährige wird den Anzug seines großen Bruders Louis (13) anziehen. Das gute Stück passt ihm wie angegossen. Morgen geht Philip in der Leichlinger Kirche St. Johannes Baptist zur Erstkommunion. Die Eltern Dagmar und Peter Kötting feiern nach dem Gottesdienst daheim. Bei der Anmeldung zum Kommunionunterricht hat die Familie 30 Euro bezahlt. Bis es am Sonntagmorgen losgeht, musste der Kommunionanzug für elf Euro in die Reinigung, ein neues Hemd und neue Schuhe schlugen zusammen mit 65 Euro zu Buche. Die Kommunionkerze, die Philip gemeinsam mit seiner Mutter verziert hat, hat die Familie für rund 20 Euro besorgt, die Einladungskarten für die fast 40 Gäste kosteten noch einmal dasselbe.

Bei der Feier nach der Kirche kommt der Familie Kötting zugute, dass sie mit Großeltern, Tanten und Onkeln auf einem Bauernhof lebt, dessen Scheune sie vor einiger Zeit zu einem modernen Wohnhaus umgebaut hat. Dabei entstand ein Raum für Familienfeiern mit angrenzender Küche, der für diese Zwecke geradezu perfekt ist. "Oma Anni wird auf Philips speziellen Wunsch unter anderem Kartoffelpüree machen", erzählt Dagmar Kötting. Für den Einkauf der Lebensmittel hat Mutter Dagmar rund 250 Euro bezahlt, für die Getränke 86 Euro. Schwägerin Sabine hilft beim Kochen, Schwägerin Marion hat die Dekoration übernommen (20 Euro). Nachmittags gibt es Kuchen. "Den backen auch Freunde", erzählt Dagmar Kötting. Rechnet sie zusammen, was die Familie für das Fest mit ungefähr 40 Personen bezahlen wird, kommt sie auf 500 Euro.

So viel Geld wird auch Familie Schöttner etwa ausgeben. Die achtjährige Teresa freut sich besonders darauf, ihrer Familie nach der Erstkommunion auf ihrer Altflöte vorzuspielen. "Das wird ein schöner Tag", ist sich Teresa sicher.

(RP)
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