DÜsseldorf Kampf gegen das Jakobsgreiskraut

DÜsseldorf · Der Verzehr der Pflanze ist für viele Nutztiere tödlich. Eine Raupe kann helfen.

Es füllt ganze Weiden, wächst mit Vorliebe auch an trockenen Stellen wie am Straßenrand oder auf Brachflächen. Mit seinen saftigen, gelben Blüten ist es hübsch anzusehen - und dennoch birgt es tödliche Gefahren. Die Rede ist vom Jakobsgreiskraut, auch Jakobskreuzkraut genannt.

Die alteingesessene Pflanze bereitet Landwirten bereits seit einigen Jahren großes Kopfzerbrechen. Denn sie ist hochgiftig - Pferde und Rinder können schon beim Verzehr weniger Gramm chronische Lebervergiftungen erleiden. Frisst ein 350 Kilogramm schweres Pferd 14 bis 20 Kilo der frischen Pflanze, ist laut Experten die tödliche Dosis erreicht. Getrocknet im Heu reichen schon zwei bis vier Kilogramm.

Besonders auf Weiden komme das Jakobsgreiskraut laut Landwirtschaftskammer NRW in großer Anzahl vor. Die Ausbreitung sei zwar noch kein landesweites Phänomen, doch sei es in allen Regionen von NRW bereits zu schwerwiegenden Bewirtschaftungs- und Vermarktungsproblemen gekommen, heißt es in einer Veröffentlichung der Landwirtschaftskammer.

Daher warnt die Bauernvertretung eindringlich vor den Gefahren, die vom Jakobsgreiskraut ausgehen. Den Landwirten rät sie zur peniblen Pflege ihrer Weiden. Eine wirksame Bekämpfungsmaßnahme sei demnach, betroffene Flächen bereits bei Blühbeginn zu mähen, um die Samenbildung der Pflanze zu verhindern. Bei Einzelpflanzen sei Ausreißen oder Ausstechen die sicherste Methode. Viele versprechen sich aber auch Hilfe aus dem Tierreich. Denn die Raupe des Schmetterlings Jakobskrautbär, auch Blutbärchen genannt, ernährt sich ausschließlich vom Jakobsgreiskraut. Die giftigen Alkaloide reichert sie in ihrem Körper an, um sich damit vor Fressfeinden zu schützen.

"Dieser Ansatz ist gut und edel, aber er kann das gesamte Problem nicht lösen", sagt derweil Wolfgang Vorbrüggen. Der pensionierte Arzt ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft rheinisch-westfälischer Lepidopterologen (Schmetterlingskundler) und gibt zu bedenken: "Die Blutbärchen sind zu schwankend in ihrer Bestandsdichte. Mal gibt es drei bis vier Raupen pro Weide, mal mehrere hundert." So sei ein gewisser Bekämpfungseffekt der Raupen zwar nicht von der Hand zu weisen. Aber der Teufel stecke wie immer im Detail: "Sie fressen nämlich nur die Blüten und nicht die Stengel. Und darin steckt das meiste Gift", sagt Vorbrüggen.

Zumindest eine Verwertungsmöglichkeit ist laut Landwirtschaftskammer unbedenklich. So sei die Entsorgung des Pflanzenmaterials in einer Biogasanlage möglich, denn dort würden die Samen ihre Keimfähigkeit verlieren.

(RP)
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