Düsseldorf/Köln Innenminister widerspricht Henriette Reker

Düsseldorf/Köln · Was wusste die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (59) wann über die Übergriffe am Hauptbahnhof in der Silvesternacht? Während die parteilose Politikerin behauptet, von der Polizei nur unzureichend informiert worden zu sein, kommt das NRW-Innenministerium zu einem anderen Schluss. Der Leiter der Polizeiabteilung, Wolfgang Düren, erklärte in einem Brief an den Kölner SPD-Politiker Martin Börschel, "dass es keinerlei Unrichtigkeiten in den Erklärungen der Polizei gegeben" habe. Schon am 5. Januar sei Reker davon in Kenntnis gesetzt worden, dass sich fast alle der über 70 überprüften Personen "durch Bescheinigungen ausgewiesen" hätten, "die Asylsuchenden ausgestellt werden".

Dagegen hatte Reker dem Kölner Polizeipräsidenten Wolfgang Albers am Tag seiner Entlassung (8. Januar) vorgeworfen, sie nicht über die Hintergründe aufgeklärt zu haben. Insbesondere Informationen zur Herkunft von möglichen Tatverdächtigen habe sie erst aus der Presse erfahren. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte gestern dazu auf Anfrage, Albers habe Reker "immer über den Stand, den die Polizei hatte, informiert".

"Frau Reker behauptet, erst aus der Presse erfahren zu haben, dass es sich bei den Tatverdächtigen auch um Flüchtlinge beziehungsweise Asylbewerber handeln könnte." Anhand der Darstellung des Innenministeriums sei es "augenscheinlich, dass ihre Version nicht aufrechtzuerhalten ist", sagte Börschel unserer Redaktion. Er wundere sich, welche Verteidigungsstrategie Reker einschlage. Die OB müsse ihre Vorwürfe gegen die Kölner Polizei zurücknehmen. Börschels Vermutung: "Offenbar will Frau Reker nur von sich selbst ablenken." Auch Arnold Plickert, NRW-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagte: "Frau Reker kann nun wirklich nicht mehr sagen, nichts gewusst zu haben."

Unterdessen hat Reker ihre Kritik an der Kölner Polizei bekräftigt. "Ich kann mir immer noch nicht erklären, dass die Polizei kein Konzept hatte", sagte sie. Zugleich kündigte sie einen "Sicherheitsgipfel" mit Vertretern von Düsseldorf, Bonn, Essen und Bochum oder Dortmund an. Nach Angaben von SPD-Fraktionschef Norbert Römer soll Reker vor dem neuen Untersuchungsausschuss des Landtags gehört werden.

Nach Informationen der "Kölnischen Rundschau" wird Innenminister Jäger heute die Nachfolge des geschassten Polizeipräsidenten bekannt geben. Den Posten soll dem Bericht zufolge der derzeitige Direktor des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste, Jürgen Mathies, übernehmen.

(RP)
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