Düsseldorf Immer weniger alte Menschen sterben zu Hause

Düsseldorf · NRW-Ministerin fordert neuen Personalschlüssel.

Gesellschaft im Wandel: In Nordrhein-Westfalen sind Senioren im Durchschnitt 86 Jahre alt und damit deutlich älter als früher, wenn sie in ein Heim kommen. Immer mehr Senioren verbringen ihre letzten Tage nicht mehr daheim, sondern in einem Alten- oder Pflegeheim, wie der Verband der Freien Wohlfahrtspflege festgestellt hat. Laut Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) stirbt jeder dritte Bewohner in den ersten drei Monaten nach Aufnahme in ein Heim und rund 60 Prozent innerhalb des ersten Jahres.

"Früher starben die Menschen häufig zu Hause im Kreis der Familie; heute sterben sie oft in einer stationären Pflegeeinrichtung", so die Ministerin. Zur Betreuung dieser Menschen sei viel Hingabe und mithin Zeit erforderlich, die aber angesichts der dünnen Personaldecke oftmals fehle. Deswegen müsse Berlin endlich einen bundesweit verbindlichen Personalschlüssel für die professionelle Pflege festlegen, betonte Steffens. Die dazu notwendigen Kräfte müssten über die Pflegeversicherung bezahlt werden, um die Betreuten und deren Angehörige nicht zusätzlich zu belasten.

Auch die Wohlfahrtsverbände fordern mehr Unterstützung für Menschen in der letzten Lebensphase. Trotz der gestiegenen Anforderungen an die Betreuungskräfte sei der Personalschlüssel in den Einrichtungen über Jahre unverändert geblieben, beklagt Verbandsvorsitzender Andreas Johnsen: "Zusätzliche Zeit für eine würdevolle Sterbebegleitung ist in der bisherigen Personalbemessung durch die Kostenträger - Pflegekassen und Kommunen - nicht angemessen berücksichtigt." Dies müsse sich unbedingt ändern, so Johnson mit Blick auf den morgigen internationalen Tag der Pflege. An diesem Tag wird es landesweit zahlreiche Info-Veranstaltungen zum Thema Wohnen und Pflege im Alter geben.

Bislang erfolgt die Ausbildung in der Alten-, Kranken- und Kinderpflege getrennt. Gegen die von der Bundesregierung geplante Vereinheitlichung der Ausbildung protestiert nicht nur NRW-Ministerin Steffens. Auch die Freien Wohlfahrtsverbände üben Kritik. Man fürchte Qualitätseinbußen zulasten der betreuten Personen, so Johnsen. Das Ergebnis der Reform dürfe jedenfalls nicht darin bestehen, dass die Träger von Pflegeeinrichtungen nachschulen müssten.

(hüw)
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