Krefeld Wiedersehen mit Cornelius de Greiff

Krefeld · Rheinische Post und Sparkasse verwirklichen ein außergewöhnliches Foto-Projekt nach einer Idee des Fotografen Philip Lethen: Wir lassen Cornelius de Greiff das Krefeld von heute durchstreifen. Entstanden ist ein wunderbarer Bilderreigen über die schöne Heimat Krefeld. Wir dokumentieren ihn in den kommenden 14 Tagen.

 Cornelius de Greiff, links ist sein berühmtes Testament bildlich dargestellt.

Cornelius de Greiff, links ist sein berühmtes Testament bildlich dargestellt.

Foto: Lammertz

Von Krefelds Wohltäter Cornelius de Greiff (1781-1863), der bekanntlich sein unfassbares Vermögen von 450.000 Talern der Stadt Krefeld vermacht hat, gibt es nur wenige, dafür markante Darstellungen: Demnach trug der "Seidenbaron", der so wenig Baroneskes an sich hatte, meist eine charakteristische Seidenwebermütze, rauchte Zigarre und hatte stets einen Regenschirm dabei - der letzte Schrei aus England.

So ist er in Erinnerung - und so lassen wir ihn in einem Fotoprojekt wieder auferstehen, das auf außergewöhnliche Weise, augenzwinkernd und ernsthaft reflektierend zugleich, Geschichte erzählt und den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart schlägt: Cornelius de Greiff, dargestellt von dem Schauspieler Markus Rührer, besucht das Krefeld von heute; Stätten seines Lebens ebenso wie Neuheiten wie den Königpalast oder den Chempark. Dazu protokollieren wir Briefe an die wohllöbliche Bürgerschaft von Krefeld, wie er sie hätte schreiben können.

 Cornelius de Greiff alias Schauspieler Markus Rührer im Jagdschlösschen in Linn im de-Greiff-Zimmer. Links an der Wand ein Gemälde, das de Greiff als Kind zeigt, rechts ein Bildnis seiner Mutter. Unser Cornelius de Greiff wird unter anderem den Königpalast, den Zoo, den Chempark, Siempelkamp, das Stadtbad und Dujardin besuchen.

Cornelius de Greiff alias Schauspieler Markus Rührer im Jagdschlösschen in Linn im de-Greiff-Zimmer. Links an der Wand ein Gemälde, das de Greiff als Kind zeigt, rechts ein Bildnis seiner Mutter. Unser Cornelius de Greiff wird unter anderem den Königpalast, den Zoo, den Chempark, Siempelkamp, das Stadtbad und Dujardin besuchen.

Foto: Philip Lethen

Die bildliche Grundidee geht auf Philip Lethen zurück, einen Krefelder Fotografen mit hervorragendem Ruf in der Branche. Lethen hat die Idee, historische Persönlichkeiten in Bilder der modernen Stadt zu implantieren, in Düsseldorf mit Robert Schumann (1810 - 1856) und in Essen mit Theatergründer Friedrich Grillo (1825 - 1888) durchexerziert.

Von der Überlegung, diese Idee in Krefeld mit der durchaus auch kantigen Persönlichkeit Cornelius de Greiff umzusetzen, ließen sich viele begeistern. Die Sparkasse, die Stadt als Türöffner, das Theater für Kostüm und Maske und das Haus der Seidenkultur (HdS) als Leihgeber für ein wichtiges Accessoire: eine Nachbildung von de Greiffs Schirm, die Franz-Joseph Greve dem HdS gestiftet hatte.

Warum Cornelius de Greiff? Weil die Figur eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart schlägt - am Ende weist diese Foto-Reise durch Krefeld auch nach vorn, und zwar unangestrengt und ohne erhobenen Zeigefinger. De Greiff steht für Traditionen, die Krefeld groß gemacht haben: unternehmerisches Geschick und soziale Verantwortung. In seinem Testament hat er sich als Bürger definiert, der darum weiß, dass ein Gemeinwesen vom Engagement seiner Bürger lebt. Das sind Einstellungen, die bis heute Gültigkeit haben und denen sich die Sparkasse in ihrem Stiftungswesen wie in dem Ziel, die heimische Wirtschaft zu stützen, verpflichtet weiß.

Es gibt ja auch eine historische Kontinuität: Als die Krefelder Sparkasse 1840 gegründet wurde, war de Greiff 59 Jahre alt. Die Kernidee hat die Zeiten überdauert, denn das sozialpolitische Ziel war es, wirtschaftliches Auskommen für jedermann zu befördern. Die Gründung fand immerhin zwischen zwei wirtschaftlichen Krisenjahren statt: 1828 und 1848, in denen die Seidenindustrie drastische Preiseinbrüche hinnehmen musste. 1828 versuchten die Fabrikanten, die Löhne der Weber zu drücken - das führte zu aufstandsähnlichen Tumulten. Die Notwendigkeit, den berühmten Notgroschen beiseitezulegen, wurde so allgemein vor Augen geführt. Dies im Blick wird ein weiterer wichtiger Punkt der Foto-Aktion deutlich: Es geht nicht um Nostalgie. Die ins Heute verpflanzte historische Figur macht deutlich, dass die Entwicklung weitergeht, dass man sich dem Wandel stellen, ihn mittragen muss, um erfolgreich zu bleiben. An diesem Punkt sieht sich - einmal mehr - auch die Sparkasse, die die Herausforderungen der Niedrigzinspolitik stemmen muss, ohne das Ziel, der heimischen Wirtschaft das nötige Kapital für ihre Unternehmungen zu stellen, aus den Augen zu verlieren. Man darf sagen: De Greiff hätte diese Strategiedebatte verstanden und mitdiskutieren können - und erst recht dafür gestanden, die Werte, die durch die Zeiten gültig bleiben, zu bewahren. So ist der de Greiff, den wir auf den Fotos sehen, kein Nostalgiker, sondern einer, der voller Neugierde das Neue an Krefeld entdeckt. Und zwar ohne erhobenen Zeigefinger, sondern unangestrengt und positiv nach vorn gewendet.

Auch das Theater ließ sich von der Idee überzeugen und half bei Kostüm und Maske: Chef-Maskenbildner Frank Baumgartner verwandelte Schauspieler Rührer in Cornelius de Greiff. Hilfe kam auch von der Stadt: Sie machte Fotos in den Museen, im Stadtbad und der ehemaligen Feuerwache möglich - einmal mehr entfaltete sich der Zauber dieser Gebäude, vor allem die alte Feuerwache offenbarte berückende Innenperspektiven. Wir werden die Fotos samt dazugehörigen Geschichten in den kommenden 14 Tagen präsentieren - es ist eine außergewöhnliche Bilderreise durch Krefelds Gegenwart und Vergangenheit.

(RP)
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