Kleve Vom Übungsplatz zum Naturerbe

Kleve · Das ehemalige Standortübungsgelände der Bundeswehr hat sich zum beliebten Naherholungsgebiet entwickelt. Wo früher die Pioniere den Ernstfall probten, tollen heute Hunde. Barbara Hendricks stellte das Gebiet 2015 unter Schutz.

 Das ehemalige Standortübungsgelände der Bundeswehr in Materborn hat sich nicht nur für Hunde und ihre Herrchen oder Frauchen zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt.

Das ehemalige Standortübungsgelände der Bundeswehr in Materborn hat sich nicht nur für Hunde und ihre Herrchen oder Frauchen zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt.

Foto: Matthias Grass

Weit geht der Blick über sanft abfallende Hänge in die Niederung über Kranenburg hinweg Richtung Nimwegen. Unten am Ende des Wiesenhangs hält eine Reihe Fichten das Rauschen der Autos ab, die von Kleve nach Kranenburg oder zurück fahren. Links versperrt Strauchwerk auf einer Geländekante den Blick auf die obere Wiese, ein knorriger Baum steht auf der Ecke. Früher gab's hier einmal eine Bank, wo sich der Weg gabelt, nachdem er zunächst hinunter und dann wieder 'rauf schwingt. Links geht's in Richtung Bauernhof, geradeaus weiter zum Reichswald, Rechts fällt der Hang ab: ein Platz wie für einen romantischen Maler.

Das Nationale Naturerbe in Materborn vereint auf seinen nur 103 Hektar Fläche mehr als eine handvoll verschiedener Landschaften, gönnt weite Blicke, führt durch Hohlwege und auf schmalen Stegen zwischen Wasserflächen entlang. Hier, wo heute der Wanderer entspannt und Hunde tollen, probten früher unter anderem die Emmericher Bundeswehr-Pioniere den Ernstfall: Das Standortübungsgelände hat eine lange Tradition in Kleve, ist Bundesliegenschaft und wunderschöner Heimathafen für die alle, die bei einer Wanderung kurz durchatmen möchten, wenn man den Platz umrundet, der sich zwischen Nimweger Straße, Esperance, Wasserweg und dem Saum des Reichswaldes erstreckt. Auf der anderen Seite der Nimweger Straße dann die Hohe Luft und das Wäldchen, das den deutsche Soldatenfriedhof Donsbrüggen umfängt.

Damit die Soldaten der umliegenden Kasernen hier richtig "üben" konnten, legten die einst noch zuständigen Bundesförster diverse Landschaften an - mit freien Flächen, Büschchen, Waldbestand. Als die Bundeswehr auch aus Emmerich abgezogen war, lag der Platz schließlich brach. Viele befürchteten, dass das attraktive stadtnahe Gelände bald bebaut werden würde. Doch Barbara Hendricks überzeugte als damalige Bundes-Umweltministerin die Gremien, die Fläche als Nationales Naturerbe zu deklarieren.

"Es dauert immer ziemlich lang, bis die Bundeswehr eine Liegenschaft abgibt, die sie nicht mehr braucht", erinnert sich Hendricks an den Prozess. Danach gehe eine solche Fläche in die Verantwortung der BImA (der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben). "Nach fachlicher Stellungnahme durch das Umweltministerium - da kam ich dann ins Spiel - beschließt der Haushaltsausschuss des Bundestages, auf Privatisierung zu verzichten und das Gelände dem nationalen Naturerbe zu überlassen", blickt sie auf den Prozess. Bundesweit seien das übrigens bisher 155.000 Hektar, aber erst in den letzten vier Jahren, als Hendricks Umweltministerin war, wurden überhaupt in den alten Bundesländern Flächen ausgewiesen. "Übrigens auch eine in Herongen", sagt die ehemalige Ministerin, die eben nicht nur das Pariser Umweltschutzabkommen maßgeblich voranbrachte, sondern auch kleine Aufgaben für den Umweltschutz durchsetzte. "Künftig dürfen diese Flächen nicht mehr privatisiert werden. Wir geben sie stattdessen der Natur zurück", sagt die heutige Klever SPD-Bundestagsabgeordnete. Muße, die Fläche nochmal zu erwanderen, hatte sie in jüngster Zeit nicht. "Ehrlich gesagt, bin ich da schon länger nicht gewesen, aber ich finde es schön, wenn man sich von den Sieben Quellen aus nähert", sagt sie.

Hendricks hat als Ministerin Kleve damit einen 103 Hektar Heimathafen beschert - ein schönes Naherholungsgebiet in unmittelbarer Nähe der Stadt mit dem weiten Blick über sanft abfallende Hänge in die Niederung Kranenburg hinweg.

(mgr)
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