Nettetal Ein Herz für die Tiere der Heimat

Nettetal · Anna Pilz arbeitet ehrenamtlich in der Organisation "Fell und Federn" und päppelt verletzte Wildtiere bei sich zu Hause auf

 Die 22 Jahre alte Nettetalerin Anna Pilz nimmt verletzte Wildtiere auf. Wenn sie wieder fit genug sind, entlässt sie sie wieder in die Freiheit - wie diesen Igel, bei dem anfangs nicht klar war, ob er es schaffen würde.

Die 22 Jahre alte Nettetalerin Anna Pilz nimmt verletzte Wildtiere auf. Wenn sie wieder fit genug sind, entlässt sie sie wieder in die Freiheit - wie diesen Igel, bei dem anfangs nicht klar war, ob er es schaffen würde.

Foto: Jörg Knappe

Der kleine Igel versteckt sich noch in seiner Box. Als er herrausgeholt wird, rollt er sich ein wenig zusammen. "Normalerweise ist er zutraulicher", sagt die 22-jährige Anna Pilz. Sie ist Gründerin der Wildtierhilfe Fell und Federn NRW. Das ist eine ehrenamtliche Organisation, deren Mitglieder sich um verletzte Wildtiere kümmern und sie wieder bereit für das Leben in der Natur machen. Schon als Kind hat sich Pilz stark für Tiere interessiert und verletzten Wildtieren geholfen. Dass eine Organisation daraus wurde, ist sozusagen ein Zufall. Sie hatte auf Facebook nach Seiten gesucht, die sich mit der Hilfe von Tieren beschäftigen, da sie selber ein Tier in Not gefunden hatte. Da stieß sie auf "Wildtierhilfe-Notfälle" und "Wildvogelhilfe-Notfälle". Daraus entwickelte sich ihre Idee zu einer eigenen Organisation.

Dass der Igel durchkommt, war nicht von Anfang an klar. Er war stark von Parasiten befallen, hatte blutigen Durchfall, Lungenhaarwürmer und Darmhaarwürmer. Gefunden wurde er in Viersen-Süchteln. Die ersten anderthalb Wochen hat er nichts zu sich genommen. "Natürlich kommt es auch schon mal vor, dass die Tiere sterben", sagt Pilz. Aber dann gibt es auch schöne Momente, sagt sie, wie bei dem kleinen Igel, der mittlerweile wieder zugenommen hat und deutlich fitter ist. "Das gleicht sich eigentlich immer aus", sagt die 22-Jährige. Wichtig ist ihr auch, eine Distanz herzustellen, da die Tiere wieder in die Natur müssen. Deshalb gibt sie ihnen auch keine Namen. "Es sind Wildtiere und keine Haustiere", betont sie. Trotzdem falle es ihr natürlich von Zeit zu Zeit doch schwer, die Tiere ziehen zu lassen.

Pilz nimmt nur Tiere auf, die schon selbstständig sind und ausgewildert werden können, da sie gleichzeitig zu ihrem ehrenamtlichen Engagement eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau macht. Die Zeit ist also knapp, kleine Tiere mit der Flasche aufzuziehen braucht viel Geduld, und die Tiere müssten rund um die Uhr versorgt werden. Das Geld für Futter, Medikamente und Unterbringung muss Pilz selbst aufbringen. Unterstützung bekommt sie von Helfern und ihrer Familie.

Auf der Facebookseite "Fell und Federn Wildtierhilfe NRW" können sich Menschen melden, die ein verletztes Wildtier gefunden haben. Dazu posten sie ein Foto und die Fundumstände. "Wir geben zunächst Tipps zur Erstversorgung. Auf einer internen Karte mit Pflegestellen gucken wir dann, wo das Tier unterkommen kann", erklärt Pilz. Die Gruppe agiert nicht nur in Nettetal, sondern in ganz Nordrhein-Westfalen, da auch Leute aus anderen Gebieten mithelfen. Ungefähr sieben Mitglieder sind es, die Tiere bei sich aufnehmen. Die Organisation wurde 2015 gegründet.

In ihrem Garten hat Pilz zwei große Volieren, in denen die Tiere lernen sollen, sich vom Menschen abzunabeln. "Manchmal kommen ein paar Tiere auch noch mal zurück. Einmal saßen zwei Eichhörnchen wieder drinnen und haben gefuttert", erzählt sie und lacht. Gerade beginnt die Igel-Saison, aber sonst kommen auch Enten, Gänse, Wildvögel, Eichhörnchen und manchmal sogar Wildkaninchen zu ihr.

In letzter Zeit gebe es immer mehr Notfälle bei Wildtieren. Das liege vor allem an dem Insektenrückgang, meint Pilz: "Ich habe gehört, dass es einen Insektenrückgang von 75 Prozent gibt", erläutert die junge Frau.

Pilz hat auch schon Pläne für die Zukunft. Aus der Organisation soll ein eingetragener Verein werden. Dafür wird sie einen Sachkundenachweis beantragen. "Ich hoffe, dass ich das dieses Jahr noch schaffe", sagt sie. Dann würde die Station nicht mehr privat, sondern staatlich anerkannt sein.

Der kleine Igel geht inzwischen wieder seiner eigenen Wege. Er hat genug zugenommen, sodass die 22-Jährige ihn zurück in die Natur gehen lässt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort