Tönisvorst/Krefeld Gericht zu Raub an Rentner in St. Tönis: Es war kein Mord

Tönisvorst/Krefeld · Brutal hatten die fünf Angeklagten aus Bergheim, Straelen und Weeze am 1. Oktober 2014 einen 81-jährigen Rentner in Tönisvorst überfallen. Nach einem Tipp aus dem Rotlichtmilieu hofften die vier Männer und eine Frau zwischen 16 und 22 Jahren auf viel Geld, das sich in einem Tresor befinden sollte. Der Rentner überlebte die Attacke nicht. Gestern hat das Krefelder Landgericht nach über 20 Verhandlungstagen das Urteil gesprochen: Die fünf Angeklagten wurden zu Freiheitsstrafen von sechseinhalb bis zehn Jahren verurteilt. In vier Fällen wurde eine Jugendstrafe verhängt.

Ob es bei diesen Strafen bleibt, wird sich zeigen. Die Staatsanwältin hatte von Mord gesprochen, die Anwälte der Angeklagten hatten weit niedrigere Strafen gefordert. Beide Parteien wollen in die Berufung gehen. Das Urteil wurde von Angehörigen und Bekannten mit südosteuropäischem Migrationshintergrund im Publikum laut kommentiert, die Richterin rief mehrmals zur Ordnung. Vorsorglich waren Polizisten als Verstärkung der Wachleute der Justiz angefordert worden.

Anders als die Staatsanwaltschaft ging die Kammer nicht von Mord, sondern von Raub mit Todesfolge in Tateinheit mit Totschlag durch Unterlassen aus. In der Begründung heißt es, als vier der fünf Angeklagten den 81-jährigen Rentner Johannes W. in seinem Haus an der Grenzstraße in St. Tönis überfielen und Gewalt gegen ihn ausübten, hätten sie leichtfertig gehandelt. Denn schon aufgrund des Alters und der brutalen Behandlung hätten sie erkennen müssen, dass er dadurch sterben kann. Das Gericht konnte aber nicht mit Gewissheit feststellen, dass den Tätern auch bewusst war, dass die Einwirkung auf den Hals tödlich ist. Die Richterin sprach von Erziehungsbedarf in der Jugendhaft und von Eltern, die ihren Aufgaben nicht nachkamen. Die Angeklagte Madonna R. sei in einer "kriminogenen Familie" aufgewachsen und habe diverse Vorstrafen. Sie müsse dem Einfluss ihrer Mutter, mit der sie zusammen Straftaten verübte, entzogen werden.

(bil/hbr)
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