Brand in Mehrfamilienhaus Fünfjähriger liegt noch auf Intensivstation

Duisburg · Die Ursache für den Brand in einem Mehrfamilienhaus im Duisburger Norden ist geklärt. Eine 74-jährige Mieterin hatte mit einem Teelicht den Brand verursacht. Warum sich das Feuer so schnell ausbreiten konnte, steht noch nicht fest.

Der Schock sitzt tief. Zwei Tage ist es her, dass der verheerende Brand in einem Duisburger Mietshaus drei Menschen das Leben gekostet hat. Eine 33-jährige Mutter und ihre beiden Söhne (acht und 14 Jahre) starben in den Flammen. Ihr drittes Kind, ein fünfjähriger Junge, kämpft derzeit auf der Intensivstation noch mit seinen schweren Brandverletzungen. Auch der Familienvater hält sich nach Informationen unserer Redaktion noch im Krankenhaus auf. Familienmitglieder kümmern sich um die Hinterbliebenen, auch Psychologen seien anwesend, um die Verletzten zu betreuen. Doch so weit sei es noch nicht - derzeit stehe die medizinische Versorgung, die körperliche Genesung im Vordergrund, heißt es aus dem Krankenhaus. Die anderen Bewohner sind mit einer leichten Rauchvergiftung und dem Schrecken davongekommen.

Mittlerweile ist klar, dass ein Teelicht der Auslöser für das Feuer war. Eine 74-jährige Mieterin, die im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses wohnte, zündete die Kerze an, stieß laut Staatsanwaltschaft versehentlich gegen den Tisch und beförderte die brennende Kerze somit zu Boden. Ein Kissen entzündete sich, von da aus fraß sich das Feuer weiter. Wegen einer Gehbehinderung war die Frau nicht selbst in der Lage, die Flammen zu löschen, alarmierte aber die Feuerwehr.

Die 74-Jährige, die den Unfall verursachte, kann sich nach eigener Aussage nicht mehr genau an alles erinnern. "Ich weiß nur noch, dass ich die Kerze angezündet habe und etwas lesen wollte. Aber irgendwie muss ich die Kerze vom Tisch gezogen haben. Ich hoffe, dass sich die Erinnerungslücken bald schließen." Mit den Geschehnissen gehe es der 74-Jährigen sehr schlecht. "Mich werden jetzt viele hassen, aber ich habe das wirklich nicht extra gemacht." Die 74-Jährige ist verzweifelt, es tue ihr alles sehr leid. Sie müsse nun aber erst einmal zu Kräften kommen und sich erholen. Ihre Lunge habe etwas abbekommen, ohnehin leide sie unter Asthma, sagt sie. Darum müsse sie noch stationär behandelt werden. Die Staatsanwaltschaft Duisburg hat ein Verfahren unter anderem wegen fahrlässiger Brandstiftung gegen die Frau eingeleitet.

Wieso sich das Feuer so schnell bis ins Dachgeschoss des Hauses ausbreiten konnte, ist noch nicht geklärt. Direkt nach dem Brand äußerte die Feuerwehr die Vermutung, dass es an der leicht entzündlichen Dämmung gelegen haben könnte. "Durch die Wärme kann der Putz am Gebäude aufplatzen, die darunter liegende Dämmung würde dann sofort Feuer fangen", erklärte Andreas Trepmann, der den Feuerwehreinsatz leitete. Die genaue Ursache für den schnellen Brandverlauf soll nun ein Sachverständiger klären. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft erstellt er derzeit ein Gutachten, das die offenen Fragen beantworten soll. Bereits geklärt werden konnte, dass keine Person mehr vermisst wird.

Das Haus an der Straße Unter den Ulmen ist unterdessen unbewohnbar. Da der Dachstuhl einsturzgefährdet ist, wurde das Haus komplett gesperrt. Einige Bewohner, die das Krankenhaus wieder verlassen konnten, sind bei Verwandten untergekommen. Andere wurden in leerstehenden Wohnungen untergebracht. Susanne Stölting, Sprecherin der Stadt Duisburg, lobte den Zusammenhalt im Meidericher Stadtbezirk. "Da scheint es ein Netzwerk zu geben, das wirklich gut funktioniert", sagt sie. Gertrud Bettges, Ratsfrau der Duisburger CDU, meldete sich sofort nach der Katastrophe, um zu helfen. "Ich bin im Immobilienbereich tätig und habe eine leerstehende, möblierte Wohnung zur Verfügung", sagt sie. Dort wohnt jetzt eine Frau mit ihren drei Töchtern. "Als ich ihnen Frühstück gebracht habe, erzählten sie mir, dass sie nicht gut geschlafen haben." Die Kinder seien traurig, dass sie ihre liebsten Kuscheltiere nicht mehr hätten. Über die Kleiderkammer wolle Bettges ihnen nun Kleidung besorgen, auch Schulsachen und vor allem neue Papiere müssten her. "Diese Menschen haben ja gar nichts mehr", sagt die Ratsfrau. Auch die restlichen, knapp 30 Bewohner sind durch viel Engagement untergekommen. Die Stadt bürgt für die Menschen, die alles verloren haben. So lange, bis wieder ein wenig Normalität eingekehrt ist, und sei es nur in Form neuer Kuscheltiere für die Kinder.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort