Besuch in Domburg Am Nordseestrand von NRW

Düsseldorf · NRW fährt zum ersten langen Wochenende im Mai wieder Richtung Strand - zum Beispiel nach Domburg. Dort spürt der Niederrheiner den Sand zwischen den Zehen und die raue Seeluft. Unsere Autorin hat sich an der Küste umgesehen.

Domburg: Reiseziel für Kurzurlauber aus NRW
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So schön ist Domburg

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Für die 500 Meter bis zum Strand braucht Familie Schwietz diesmal besonders lange. Maja und Lotta haben einen kleinen Korb dabei, und alle paar Meter bleiben sie stehen, um Muscheln und Schneckenhäuser aufzuheben. Werden die Fundstücke für schön befunden, landen sie in ihrem Korb. "Die beiden brauchen gar nicht mehr Programm", sagt Mutter Sandra Schwietz. "Am Strand und in den Dünen können sie sich stundenlang beschäftigen", erzählt die 34-Jährige. Ihr Mann hat einen Drachen mitgebracht, doch der interessiert die fünf und drei Jahre alten Mädchen nur am Rande. "Domburg hat für uns alle etwas zu bieten", sagt Marcel Schwietz. Von ihrer Heimatstadt Mönchengladbach aus sind es nur rund 260 Kilometer bis zur Halbinsel Walcheren: "Das schaffen wir mit einer Pause in weniger als drei Stunden" - und schon sind die Vier direkt am Meer.

An diesem ersten langen Frühlingswochenende rollen die Autos - viele von ihnen mit Kennzeichen wie ME, VIE, K und D - vor den vielen Ferienhäusern und Hotels vor. Auch an Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam gehört ein Besuch am Strand von NRW quasi zum Pflicht-Programm. Dann hört man in dem kleinen Badeort fast nur noch Deutsch. Die Karten in den Straßencafés und Restaurants sind fast alle zweisprachig: "wafel met aardbeien en slagroom" steht dort und auf der anderen Seite "Waffel mit Erdbeeren und Schlagsahne", eine der niederländischen Spezialitäten, die Deutsche so schätzen, sagt eine Kellnerin der "Brasserie Domburg".

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Foto: Anne Peters

Bei schönem Wetter scheint sich ganz NRW in dem 1500 Einwohner zählenden Badeort zu treffen. Wird Mallorca gerne als 17. Bundesland bezeichnet, könnte die Insel Walcheren ehrenhalber zum sechsten NRW-Regierungsbezirk ernannt werden. Die Provinz Zeeland, zu der Walcheren gehört, verzeichnete 2013 rund 880.000 ausländische Gäste. Im Sommer sind 90 Prozent der Unterkünfte ausgebucht, sagt Carmen Stadhouders von der Touristeninformation. Rund 50 Prozent der Urlauber kommen aus NRW. Der wichtigste Grund: Die überschaubare Fahrtzeit, die Domburg und Nachbarorte wie Zoutelande, Westkapelle oder Vrouwenpolder für Kurzurlaube attraktiv macht. "Die Gäste sind treu. Viele kommen seit mehreren Jahrzehnten hierher", sagt Stadhouders. Domburg sei ein lebendiges Städtchen mit einem schönen Sandstrand und vielen Straßencafés, aber auch Museen. Außerdem seien die Geschäfte sieben Tage die Woche geöffnet. "Man kann relaxen, ausgehen und shoppen", sagt die 27-Jährige, die für die Touristinfo Zeeland (VVV) arbeitet.

Die Familie Schwietz ist schon zum vierten Mal angereist - sie bleibt für eine Woche. "Früher, als wir noch keine Kinder hatten, haben wir gerne Fernreisen unternommen. Jetzt ist es hier ideal für uns", sagt Marcel Schwietz (34). Sie wohnen in einem Bungalowpark am Rand des Ortes. In den kommenden Tagen wollen die Vier einige Ausflüge in die umliegenden Städtchen wie Veere, Middelburg und Goes unternehmen, "aber die meiste Zeit werden wir wohl hier am Strand verbringen", sagt Sandra Schwietz.

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Lange Spaziergänge am Meer haben sich auch Hans-Georg und Elsbeth Elsner aus Krefeld vorgenommen - mit ihrem kleinen Hund Arno. "Domburg ist sehr tierfreundlich", sagt die 69-Jährige. "Man kann die Hunde am Strand einfach laufen lassen, und auch in den meisten Ferienwohnungen sind sie erlaubt." Die Halbinsel kennt das Rentnerehepaar von zahlreichen Urlauben gut, in Domburg selbst übernachtet es zum ersten Mal. Gerade Domburg, einer der ältesten Badeorte in den Niederlanden, habe viel zu bieten, meint Hans-Georg Elsner, und wirft einen blauen Ball Richtung Meer, dem Arno sofort hinterherjagt. Die Region sei in den vergangenen Jahren aber deutlich touristischer geworden, findet der 73-Jährige.

Zu den neuen Angeboten im Ort zählen die gelben Tuk-Tuks (Motorradrikschas), die Gäste zwischen Campingplätzen, Strand und Einkaufsstraße hin und her fahren. Connie Dekker hat ihren dritten Arbeitstag. Fünf Jahre lang war die 51-Jährige aus Vlissingen arbeitslos - jetzt hat sie eine neue Perspektive. Die Tuk-Tuks sind ein Projekt für Langzeitarbeitslose. "Ich freue mich, dass ich wieder etwas zu tun habe", sagt sie. Die Touristen seien freundlich und gut gelaunt.

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In- und auswendig kennen Gertrud Winands aus Köln und ihre Freundin Brunhilde Vervölgyi aus Viersen den Ort. Sie kommen seit mehr als 30 Jahren nach Domburg und leben für drei Monate im Frühling auf dem Campingplatz Westhove. Ein Fünf-Sterne-Platz sei das, mit Schwimmbad und Sauna, "zweimal die Woche gehen wir zur Wassergymnastik und jeden Morgen um 8 Uhr zum Schwimmen". Ihr Sohn bringt die 79-Jährige Ende März und holt sie Ende Juni wieder ab. In ihrem Wohnwagen hat die Rentnerin alles, was sie braucht. "Sogar Kuchen backen kann ich dort", sagt sie. Doch meist ziehen es die beiden vor, in den Ort zu radeln, ein Eis oder eine Waffel zu essen, zu reden und die Menschen zu beobachten. "Man trifft viele Leute aus NRW, und trotzdem ist es nicht so wie zu Hause - und das ist gut so", sagt die Seniorin. Die drei Kinder, fünf Enkel und fünf Urenkel, kommen sie in Zeeland öfter besuchen.

Früher kam Gertrud Winands mit ihrem Mann ans Meer, doch er ist vor neun Jahren gestorben. Seit 18 Jahren fährt sie auf den selben Campingplatz, dort kenne sie jeden. "Wir machen es uns dort schön", sagt sie. Und warum Domburg? "Es ist das besondere Flair", sagt sie. Sie war 17, als sie zum ersten Mal das Meer sah - damals noch im Nachbarort Westkapelle. "Ich liebe das Meer und die frische Luft. Bei uns sind im Frühling zu Hause viele krank, aber ich bin fit - und das hat bestimmt auch damit zu tun, dass es mir hier so gut geht."

Auch eine Familie aus Radevormwald war schon öfters für ein langes Wochenende in Domburg. "Das schenken wir unseren Kindern jedes Jahr zu Weihnachten und lösen es dann im April oder Mai ein", erklärt die Mutter. Mit dabei sind auch die Enkel und ein Hund. "Wir genießen es, alle zusammen zu sein und am Strand spazieren zu gehen", sagt sie. Nun wandern sie zum letzten Mal durch den Sand am Wasser entlang - das Wochenende ist fast vorbei. Vielen geht es genauso. Auch sie wollen noch einmal den Sand zwischen den Zehen und die salzige Luft im Gesicht spüren, noch einmal zu einem letzten Bier an der Strandbude eine Tüte Friets essen.

Während in Domburg bei 14 Grad die Sonne scheint und der Himmel fast wolkenlos ist, regnet es daheim in ME, VIE, K und D. "Aber hier bläst der Wind fast immer die Wolken von dannen", sagt Dauergast Gertrud Winands. Auch deshalb kämen so viele her, um aufzutanken - an den Strand von NRW.

(RP)
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