Düsseldorf Experten fordern Kita-Öffnung bis in den Abend

Düsseldorf · Malt die NRW-Regierung ein zu rosiges Bild von ihrer Familienpolitik? Bei einer Expertenanhörung im Landtag wurde genau dieser Vorwurf erhoben. Der jüngste Familienbericht zeige zwar auf, was das Land alles getan habe, doch die Aussagen zur künftigen Politik seien "sehr dünn", kritisiert die Evangelische Arbeitsgemeinschaft Westfalen-Lippe in ihrer Stellungnahme. Die Regelangebote reichten nicht aus, um überall Chancengerechtigkeit und Teilhabe zu ermöglichen. Gerade in den ärmsten Städten und Stadtteilen seien die Bildungs- und Betreuungsangebote am schlechtesten und am teuersten - "das ist nicht hinnehmbar und macht Familien wütend".

Bei der Anhörung wurden auch mehr öffentlich geförderte Wohnungen für Familien gefordert sowie flexiblere Kita-Öffnungszeiten. "Was nutzt eine Kita, wenn sie erst um 9 Uhr öffnet und bereits um 16 Uhr schließt?", fragte der Motivationsexperte Stefan Frädrich. Ihn stört auch, dass Kitas eine wochenlange Sommerpause einlegen: "Das erhöht künstlich den Stress für Familien mit berufstätigen Eltern, beziehungsweise verhindert oft Berufstätigkeit oder Kinderwunsch und macht unglücklich."

Die Wahlfreiheit, sich für Beruf und Familie entscheiden zu können, sei gleichermaßen für Frauen wie für Männer wichtig, unterstrich die Psychologin Maike Luhmann (Uni Köln), die mehr Teilzeitlösungen in der Arbeitswelt fordert.

Machen Kinder denn glücklich, wollte die Landtagskommission von den Experten wissen. Deren Antwort lautete: im Prinzip ja. Kinder können dem Leben einen neuen und tieferen Sinn geben, was sich positiv auf das Wohlbefinden der Erwachsenen auswirke. Zudem könnten Kinder das Grundbedürfnis nach sozialen Beziehungen erfüllen, sagte Luhmann. Andererseits bereiteten Kinder auch Sorgen und Ängste - vom Schlafmangel junger Eltern gar nicht zu reden.

Einig waren sich die Experten, dass es für das Familienglück wichtig sei, Zeit gemeinsam zu verbringen. Dabei komme es nicht so sehr darauf an, um wie viel Zeit es sich handelt, sondern darauf, was man zusammen unternimmt. Der Religionspädagoge Anton Burger (Uni Salzburg) fasste es so zusammen: "Eltern, die ihre Kinder großgezogen haben, sind zufriedener und glücklicher als Kinderlose."

(hüw)
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