Bensberg Experte hält schwere Beben am Rhein für möglich

Bensberg · Ein internationales Forscherteam hat einen weiteren Beleg dafür gefunden, dass es im Rheinland in den vergangenen Jahrhunderten wesentlich stärkere Erdbeben gegeben hat, als der Wissenschaft lange bekannt war. Bodenuntersuchungen bei Bauarbeiten an der Trasse der A 4 zwischen Aachen und Köln haben dem Team um Paläoseismologe Christoph Grützner zufolge ergeben, dass in der Region Beben bis zu einer Magnitude von sieben stattgefunden haben. Demzufolge ist das Rekord-Beben aus dem Jahr 1756 bei Düren nicht das heftigste, das es hier gegeben hat, erklärt Grützner, der an der Universität von Cambridge forscht.

Die Bodenproben belegen, dass sich vor 2500 bis 9000 Jahren in der Niederrheinischen Bucht ein gewaltiges Beben mit einer Stärke von 6,4 bis 7 ereignet hat. "Wir konnten zeigen, dass es auch lange nach dem Ende der Eiszeit sehr starke Beben im Rheinland gab", sagte Grützner "Spiegel Online".

Dass es Beben solcher Ausmaße im Rheinland gegeben hat, ist laut dem Leiter der Erdbebenstation Bensberg, Professor Klaus Hinzen, seit dem Jahr 2000 bekannt. Damals hatte ein Brüsseler Forschungsteam entsprechende Entdeckungen gemacht. Seitdem gelten im Rheinland Beben einer Stärke von 6,8 bis 7,1 als möglich. "Ein Beben der Stärke sieben wäre ein extremes Ereignis für die Region", sagt Hinzen.

Grützner leitet aus den Ergebnissen ab, dass die Erdbebentätigkeit nicht - wie oftmals angenommen - künftig abnehmen wird. "Auch jetzt sind noch sehr starke Beben möglich", erklärt der Wissenschaftler.

Für Klaus Hinzen ändern die Ergebnisse hingegen nicht den jetzigen Blick auf die seismologischen Aktivitäten: "Im Rheinland können sehr starke Beben vorkommen, von denen ich bezweifele, dass wir darauf vorbereitet sind. Ob es aber in dieser Woche oder in 7000 Jahren so weit ist, kann niemand sagen."

(leb)
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