Düsseldorf Ein Schuljahr in den letzten Zügen

Düsseldorf · Heute gibt es Zeugnisse - endlich Ferien! Besonders weil kurz vor den Sommerferien nicht mehr viel passiert: Schüler essen Eis, gucken Filme oder machen einen Ausflug. Der Notendruck fehlt. Wie nutzt man die Zeit sinnvoll?

Schon seit gut zwei Wochen hat Annalena keine Schulbücher mehr. Sie musste sie abgeben und zurück in die Schulbibliothek bringen. Das 13 Jahre alte Mädchen besucht die sechste Klasse der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Düsseldorf-Grafenberg. Gerade die Zeit unmittelbar vor den Sommerferien verbringt sie kaum noch mit regulärem Unterricht. Statt Mathe und Englisch stehen ein Wandertag mit Kino und Spielen im Freien auf Annalenas Stundenplan. Ihr Vater Detlef Weigand hat dafür kein Verständnis. "Wenn die Schule nach den Ferien wieder losgeht, dann herrscht Druck. Weil den Lehrern die Herbstferien im Nacken sitzen, machen sie Tempo", ärgert er sich. Selbst wenn die Bücher abgegeben werden müssten, könnte man doch Themen wiederholen.

Ein Eis, ein Film, ein Ausflug. Kurz vor den Sommerferien zieht gern mal ein wenig Freizeitprogramm in die Klassenzimmer ein. Wo vor wenigen Wochen noch viel gelernt und um Zeugnisnoten gerungen wurde, geht es mit der Aussicht auf sechseinhalb freie Wochen entspannt zu. Die Zensuren stehen seit den Zeugniskonferenzen fest, der Druck ist von den Schülern abgefallen. Doch wie viel Freizeit ist mit geltendem Schulrecht vereinbar? Und gibt es entsprechende Vorschriften?

Eine Sprecherin im nordrhein-westfälischen Schulministerium weist darauf hin, dass es "keine landesweite Anweisung" gebe. Jede Schule müsse für sich selbst entscheiden, wie die Zeit vor den Ferien am besten genutzt werden kann. Es gelte auch keine Sonderregelung, die etwa Wandertage begünstige. "Die Lehrer handeln eigenverantwortlich pädagogisch sinnvoll", betont die Sprecherin. Sie nennt außerdem das Recht von Eltern, sich in der Schulkonferenz entsprechend zu beschweren. Sie sei ein gutes Instrument, um zu viel Freizeit in den letzten Unterrichtswochen vor Lehrern und Schulleitung zu thematisieren.

Annalena jedenfalls ist in dieser Woche häufig früher nach Hause gekommen, weil die Hausaufgabenbetreuung zweimal ausgefallen ist. Und heute, am letzten Schultag, findet die erste Stunde nicht statt - weil die Klassenlehrerin etwas mit einer anderen Klasse unternimmt.

(RP)
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