Jan Josef Liefers und Axel Prahl Doppelte Gage für Münsteraner Tatort-Duo?

Köln · 250.000 statt rund 120.000 Euro sollen die Schauspieler Jan Josef Liefers und Axel Prahl pro "Tatort"-Folge vom WDR gefordert haben. Der Sender aber muss sparen. Wird die Erhöhung abgelehnt, könnte das das Aus für das Team bedeuten.

 Jan Josef Liefers und Axel Prahl fordern mehr Geld.

Jan Josef Liefers und Axel Prahl fordern mehr Geld.

Foto: dpa, bsc

Sie sind das erfolgreichste deutsche "Tatort"-Team: Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) aus Münster knacken immer wieder Bestmarken. So sind sie mit ihrer Folge "Schwanensee" (2015) mit 13,63 Millionen Zuschauern Rekordhalter: Sie ist die erfolgreichste "Tatort"-Erstausstrahlung seit fast 25 Jahren.

Nun fordert das Schauspielerduo nach Informationen unserer Redaktion aus WDR-Kreisen beinahe eine Verdoppelung seiner Gage. Prahl (56) und Liefers (52) wollen demzufolge künftig jeweils 250.000 Euro pro Fall (einschließlich Wiederholungshonorar). Bisher sollen sie für einen Fall inklusive aller Ausstrahlungen maximal circa 120.000 Euro erhalten haben (davon 80.000 Euro für die Produktion der neuen Folge). Die beiden Schauspieler äußerten sich gestern auf Anfrage nicht zu dem Vorgang. Der WDR erklärte mit Hinweis auf Vertraulichkeit, dass man "weder zu laufenden Verträgen noch Vertragsverhandlungen, noch Vertragskonditionen" Auskunft geben dürfe.

Sollte es so kommen, würden Liefers und Prahl neben den NDR-Darstellern Til Schweiger (Nick Tschiller/Hamburg) und Maria Furtwängler (Charlotte Lindholm/Hannover) zu den Spitzenverdienern in "Tatort"-Deutschland zählen. Zum Vergleich: Christine Urspruch, die Professor Boernes Assistentin Alberich spielt, soll pro Folge rund 4000 Euro je nach Drehtagen erhalten.

Seit 2002 ermittelt das Duo aus Münster. Am vergangenen Sonntag wurde der 30. Fall ausgestrahlt. Für vier "Tatort"-Folgen pro Jahr stehen Axel Prahl und Jan Josef Liefers vor der Kamera. Wenn die ARD Bedarf anmeldet, auch noch für eine fünfte. Wird ihre Forderung erfüllt, würden sie also künftig zwischen einer und 1,25 Millionen jährlich mit ihrem "Tatort"-Engagement verdienen. Pro Krimi werden 21 bis 23 Drehtage veranschlagt. Die Produktionskosten pro Folge sollen aktuell bei insgesamt rund 1,6 Millionen Euro liegen.

Derzeit soll der WDR nach Informationen unserer Redaktion intern juristisch prüfen, ob die Erhöhung der Gagen einer Zustimmung im WDR-Rundfunkrat bedarf. Ein entsprechendes Rechtsgutachten soll noch ausstehen. Denn erst ab einer Summe von zwei Millionen Euro ist ein solcher Vertrag genehmigungspflichtig durch das Aufsichtsgremium. Liegt das Honorar darunter, passiert der Vertrag den WDR-Verwaltungsrat. Nun geht es um die Frage, ob Liefers und Prahl zusammen oder getrennt bewertet werden.

Dafür spräche: Sie lassen sich in dieser Angelegenheit offenbar durch einen Verhandlungspartner vertreten, sie sollen eine gemeinsame Forderung formuliert haben und ihre Verträge sollen identisch sein. Nur bei gemeinsamer Betrachtung würde die Honorarsumme die Zwei-Millionen-Marke erreichen und damit Thema im WDR-Rundfunkrat. Der WDR teilte dazu mit: Die Gremien seien nach dem im Gesetz vorgesehenen Verfahren eingebunden.

Tatort – diese Teams ermitteln
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"Tatort" – diese Teams ermitteln

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Wie es intern heißt, sollen die Verantwortlichen beim WDR geneigt sein, auf die Forderung einzugehen. Immerhin bestünde sonst das Risiko, dass die beiden Zugpferde der Krimireihe nicht weitermachen. Im vergangenen Jahr hatte Liefers im Gespräch mit unserer Redaktion in Hinblick darauf, dass sein Vertrag nur noch bis dieses Jahr laufe, erklärt: "Wir hoffen aber, dass die Ehe noch etwas hält und sich vor allem weiter entwickelt!"

Demgegenüber steht der Sparkurs des Kölner Senders. Mitte Juni 2014 hatte die größte ARD-Landesrundfunkanstalt bekanntgegeben, bis 2020 insgesamt rund 500 Planstellen abzubauen, zudem war es zu Kürzungen beim Programm, etwa den Lokalzeiten, gekommen.

Bereits der Fall Gottschalk hatte in diesem Zusammenhang für Empörung gesorgt. Die ARD hatte die Talkreihe "Gottschalk live", die der Showmaster im Ersten moderiert hatte, nach 70 Folgen abgesetzt. Ursprünglich waren laut der AG Dok gut doppelt so viele Shows geplant. Dennoch bekam Gottschalk das volle Honorar in Millionenhöhe.

Die Aufsichtsgremien waren nicht beteiligt, weil nicht die Sender, sondern ihre Werbe-Tochterfirmen gezahlt hatten. Daraufhin war neuen WDR-Gesetz verankert worden, dass künftig Programme ab einem Vertragsvolumen von zwei Millionen Euro den Aufsichtsgremien unterliegen - auch, wenn sie von oder auf Rechnung von Tochtergesellschaften beauftragt werden.

Einigen Beobachtern erscheint eine Verdoppelung der Gage als zu hoch gegriffen. Denn schon jetzt erhalte das Münsteraner Duo unter den WDR-Teams die höchsten Honorare, heißt es. Geht der WDR auf die Forderung von Liefers und Prahl ein, so fürchtet man, könnte das weitere Honorarerhöhungen nach sich ziehen.

(RP)
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