Thorsten Gerald Schneiders Der Koran als Lockmittel

Der Islamwissenschaftler warnt, dass die Salafisten neue Wege finden werden.

Düsseldorf Das Salafisten-Netzwerk "Die wahre Religion" ist von Bundesinnenminister Thomas de Maizière verboten worden. Wir haben mit dem Islam- und Politikwissenschaftler Thorsten Gerald Schneiders über den Verein gesprochen. Schneiders veröffentlichte Bücher über Islamverherrlichung und den Salafismus in Deutschland.

Welche Bedeutung haben die Razzien und das Verbot aus Ihrer Sicht?

Thorsten Gerald Schneiders Der Schlag war längst überfällig. Den Verein gibt es bereits seit 2005. Die Anhänger konnten sich über Jahre im Hintergrund weiterentwickeln, zahlreiche Jugendliche fanden über "Die wahre Religion" den Weg in den Fundamentalismus, viele später dann auch in den Dschihad. Das Verbot ist ein wichtiger Schritt.

Was hat dieser Verein gemacht?

Schneiders Er war für viele junge Menschen der erste Kontakt zu Salafisten wie Pierre Vogel oder Ibrahim Abou Nagie. Durch die Koranverteilung wurden Anhänger angeworben. Denen wurde wiederum die Tür in die Radikalisierung geöffnet. Zwar sind natürlich nicht alle Anhänger von "Die wahre Religion" Terroristen, aber als Fundamentalisten richten die Menschen ebenfalls einen enormen Schaden in unserer Gesellschaft an.

In welcher Verbindung steht Nagie zu Pierre Vogel?

Schneiders Vogel und Abou Nagie haben bereits seit frühester Zeit zusammengearbeitet. Beide gerieten aber irgendwann über Kreuz miteinander. Heute wird Vogel innerhalb der Szene zum Teil massiv angefeindet, weil er sich nach außen vom IS distanziert hat. Er muss jetzt tatsächlich gucken, wo er bleibt.

Wie geht es nach diesem Schlag für die Salafisten in Deutschland weiter?

Schneiders Man darf nicht denken, dass jetzt alles vorbei ist. Es werden sich immer wieder neue Vereine bilden und im Hintergrund formieren. Trotzdem erhöht diese Aktion nun den Druck auf die Szene. Das zeigt, dass man nicht erst kurz davor sein muss, Terrorist zu werden, um ins Visier der Ermittler zu kommen.

SABINE KRICKE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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