Berlin/Köln Bewegender Abschied von Guido Westerwelle

Berlin/Köln · Mit einem ökumenischen Trauergottesdienst wurde in der Basilika St. Aposteln zu Köln des verstorbenen FDP-Politikers Guido Westerwelle gedacht. Bundeskanzlerin Merkel hielt eine emotionale Rede.

Guido Westerwelle – Prominente trauern bei Beerdigung in Köln
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Prominente trauern auf Beisetzung um Guido Westerwelle

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Foto: dpa, obe

Ein schlichter und doch edler Holzsarg stand vor dem Altar der Basilika St. Aposteln zu Köln. Dahinter ein großer Strauß roter Rosen, daneben ein großes Bild von Guido Westerwelle. Lebensfroh und selbstsicher sieht er darauf aus. So soll er in Erinnerung behalten werden - als Mensch, der das Leben liebte. "Vergesst mir das Lachen nicht ... In Dankbarkeit für ein erfülltes Leben mit unglaublich spannenden Momenten, Erlebnissen, Begegnungen, Gesprächen und Zeit der Ruhe, Nähe und Zweisamkeit", steht in dem Begleitheft zur Trauerfeier. Und so persönlich wie diese Ansprache sollte am Samstag auch der Trauergottesdienst für den verstorbenen FDP-Politiker sein.

Vor der Basilika am Kölner Neumarkt hatten sich viele Passanten versammelt. Der Platz vor dem Eingang war weiträumig abgesperrt. Nur geladene Gäste nahmen an der Trauerfeier teil, sie konnten sich vor dem Betreten der Kirche in Kondolenzbücher eintragen. Die Anteilnahme und die Betroffenheit aller Weggefährten Westerwelles waren groß.

Dass Guido Westerwelle ein Opernliebhaber war, wussten vermutlich nur wenige, die ihn nicht persönlich kannten. Während der Trauerfeier waren ausschließlich "Guidos Lieblingslieder" zu hören, wie es Prälat Karl Jüsten, der Westerwelle von klein auf kannte, beschrieb. Die ausgewählten Musikstücke, die von einem Chor, Solisten und einem Orchester aufgeführt wurden, waren auf seine Person und sein Leben ausgerichtet. Besonders ergreifend war dabei die Arie "Nessun dorma" aus der Oper "Turandot" von Giacomo Puccini. Es sei "die Arie, die Guido und Michael miteinander vereint".

Prälat Karl Jüsten drückte in seiner Predigt die Trauer aller Anwesenden aus: "Wir alle vermissen ihn. Die Lücke, die er hinterlässt, kann wohl nie wieder geschlossen werden." Jüsten richtete sich auch persönlich an Michael Mronz, Westerwelles Lebenspartner: "Er suchte Liebe und Geborgenheit und er fand sie in erster Linie wohl in der Partnerschaft mit dir, lieber Michael."

Auch Vicky Leandros' Darbietung des Liedes "Ich liebe das Leben", das sie für die Trauerfeier eigens umgeschrieben hatte, berührte die Trauergemeinde. Anlässlich seines 50. Geburtstags hatte Leandros das Lied für Westerwelle bereits einmal gesungen. "So wunderschön war die Zeit mit Dir / Wir wissen, Du liebst das Leben/ Und weinen wir heute sehr um Dich / Du bleibst im Herzen sicherlich" lautete der umgedichtete Refrain.

Zu den besonders bewegenden Momenten gehörte auch die Trauerrede von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die ungewöhnlich emotional war. Immer wieder schien Merkel den Tränen nahe. Die Rede gehöre "nicht zu den Ansprachen, die ich jemals halten wollte", sagte die Kanzlerin zu Beginn. Die Todesnachricht habe sie vollkommen unvermittelt getroffen. "Ich habe nicht glauben können und glauben wollen, dass es Guido Westerwelle tatsächlich nicht vergönnt sein sollte, sein zweites Leben, das nach der Politik, in seiner Stiftung, mit seinem Mann Michael Mronz leben zu dürfen, genießen zu können, auszukosten wie er es sich erträumt hatte", sagte Merkel. Westerwelles früher Tod sei "sehr schwer zu akzeptieren, zu fassen ist es schon gar nicht". Auch nach der Bundestagswahl 2013 - dem Ende der schwarz-gelben Koalition im Bund - hätten sich Westerwelle und sie nie aus den Augen verloren. "Wir haben uns immer auch über das Leben ausgetauscht", sagte Merkel. Sie würdigte Westerwelle als einen leidenschaftlichen Liberalen in der Tradition von Theodor Heuss, Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff. Westerwelle sei ein empfindsamer und streitbarer Mensch gewesen, der sie ebenso "zur Weißglut" wie zum Lachen habe bringen können. Zum Abschied wandte sich Merkel direkt an den Verstorbenen: "Lieber Guido, ich persönlich werde dich als Menschen und Vertrauten vermissen." Und dann sagte sie: "Nicht ein einziges Mal ist aus unseren Gesprächen etwas an die Öffentlichkeit gelangt, was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Wir konnten uns immer aufeinander verlassen", und ging damit auf ein Zitat aus Guido Westerwelles Buch "Zwischen zwei Leben - Von Liebe, Tod und Zuversicht" ein, in dem er jenes über die Bundeskanzlerin geschrieben hatte.

Auch des am Freitag verstorbenen FDP-Politikers und ehemaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher gedachte die Bundeskanzlerin in ihrer Ansprache. Sie wisse, wie sehr Westerwelle ihn verehrt habe.

Der Auszug aus der Basilika war einer der schwersten Momente für die Familie von Westerwelle und Michael Mronz. Aber auch Joachim Gauck, Angela Merkel, Thomas de Maizière und vielen weiteren Ehrengästen war die Trauer deutlich anzusehen. Beigesetzt wurde Guido Westerwelle auf dem berühmten Melaten-Friedhof in Köln. Heute wird es im Auswärtigen Amt in Berlin eine weitere Trauerfeier geben.

(jd)
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