Bericht: Niere für 81 892 Euro gekauft

Mainz (RP) In einem Fall von illegalem Organhandel im Kosovo gibt es offenbar Kontakte nach Nordrhein-Westfalen. Nach Informationen des ZDF-Magazins "Frontal 21" kommt ein Empfänger einer kriminell beschafften Niere aus NRW. Laut der Anklageschrift der europäischen Strafverfolgungsbehörde im Kosovo, Eulex, soll der Mann für seine Niere 81 892 Euro an einen israelischen Vermittler gezahlt haben. Die Spenderin der Niere sei eine 50-jährige Osteuropäerin gewesen, heißt es dem Bericht zufolge. Bisher verweigert der Mann eine Aussage.

Die Klinik, in der die Operationen mit illegal beschafften Spenderorganen durchgeführt wurden, seien aus Deutschland mitfinanziert worden, heißt es weiter. Die Recherchen der Redakteure ergaben, dass ein deutscher Urologe Teilhaber und Mitbegründer der privaten "Medicus-Klinik" am Rande der kosovarischen Hauptstadt Pristina ist. Dieser streite jedoch jede Mitverantwortung ab, heißt es. Unter den Beschuldigten sind zudem zwei Ärzte und ein Beschäftigter im kosovarischen Gesundheitsministerium, der falsche Lizenzen ausgegeben haben soll.

Die Strafverfolgungsbehörde werde nun Anklage gegen mutmaßliche Organhändler erheben. Laut dem Bericht wurden 2008 in der "Medicus-Klinik" insgesamt 19 illegale Organentnahmen und zehn Transplantationen durchgeführt. Die Ermittler hoben im selben Jahr im Kosovo ein internationales Netzwerk von Ärzten und Mittelsmännern aus, die in ärmeren Ländern Organspender anwarben.

Auch die deutsche Justiz soll in der Angelegenheit bereits tätig gewesen sein, heißt es in dem Bericht. "Eine Staatsanwaltschaft hat zweimal versucht, den Organempfänger aus Nordrhein-Westfalen zu vernehmen", sagte "Frontal 21"-Redakteur Stoll. Der habe aber die Aussage verweigert.

(RP)
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