Neuss Bankräuber hatte einen Generalschlüssel

Neuss · Der Tipp muss aus der Bank gekommen sein: Ein 32-jähriger Leverkusener hätte Anfang Juni um ein Haar in einer Neusser Bankfiliale 353.000 Euro stehlen können. Einen Schneidbrenner oder ähnliches Gerät brauchte er für diesen Coup nicht, denn er hatte einen Generalschlüssel, einen Lageplan und sogar die Geheim-Codes dabei, die ihm am Ende den Weg bis in den Tresor bahnten. Dort ertappte ihn eine Mitarbeiterin und vereitelte die Tat.

Der Dieb, der sich am Tatort widerstandslos festnehmen ließ, wurde gestern im Amtsgericht Neuss zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Doch der Arbeitslose war nach Ansicht seines Anwalts nur "der Dumme, der ins Feuer geschickt wurde".

Nach seinen Auftraggebern und Hintermännern wird noch gefahndet. Der Angeklagte kann dabei wenig helfen. Er sei von einem gewissen Hakan, den er angeblich seit zwei Jahren kennt, aber kaum beschreiben kann, angeheuert worden. 5000 Euro sollte er bekommen, damit er seine Schulden bei einer Telefongesellschaft tilgen kann. Den Rest hätten seine Auftraggeber unter sich aufteilen wollen. Von denen kenne er aber nur jenen Hakan und einen Kemal, in dessen Auto er nach Neuss zum Einsatz gebracht worden war. Oder sollte das Geld etwa salafistische Netzwerke finanzieren? Aus der Polizeiakte geht hervor, dass der vorbestrafte Leverkusener, der zum Islam konvertiert ist, Kontakte in diese Szene haben soll. Das bestritt dieser gestern vor Gericht ausdrücklich.

Während die Suche nach den Hintermännern läuft, wurde gegen einen Bankmitarbeiter ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Er steht in dem Verdacht, der Tippgeber gewesen zu sein. Zwei Verdachtsmomente wurden gestern dargelegt: Erstens fand der Bank-Dieb - mit Lageplan in der Hand - in dem unverschlossenen Schreibtisch des Mannes den Schlüssel zum Tresorraum. Zweitens hatte dieser Mitarbeiter just zu der Zeit, als der Dieb kommen sollte, alle Kollegen zu einem Pizzagelage eingeladen.

(-nau)
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