Leverkusen Bäcker fassen Bargeld nicht mehr an

Leverkusen · Um die Hygiene zu verbessern und für Sicherheit zu sorgen, setzen Bäcker auf neue Bezahlsysteme.

 Bäckerei-Inhaber Markus Willeke setzt in Leverkusen auf einen Kassenautomaten.

Bäckerei-Inhaber Markus Willeke setzt in Leverkusen auf einen Kassenautomaten.

Foto: Miserius

Handschuh an, Brötchen in die Tüte packen, Handschuh wieder aus, Geld entgegennehmen. Nächster Kunde. Noch mal das Ganze. Das oftmals lästige Handschuh-aus-und-wieder-anziehengehört in zwei Filialen der Bäckerei Willeke in Leverkusen der Vergangenheit an, die anderen vier sollen in den nächsten Wochen folgen. Um zu bezahlen, stecken die Kunden Münzen und Scheine in einen Kassenautomaten. Das Wechselgeld kommt passend heraus. Die Angestellten haben mit dem Bezahlvorgang nichts mehr zu tun.

Als eine der ersten Bäckereien in NRW setzt das Familienunternehmen Willeke ein neues Computer-Kassensystem, durch das der Kontakt mit Bargeld vermieden wird. Mit einem der Hersteller hat das Unternehmen ein Pilotprojekt gestartet. "Das verbessert die Hygiene", sagt Inhaber Markus Willeke. Denn es sei nie ganz ausgeschlossen, dass bei dem ständigen Wechsel zwischen Kassieren und Bedienen mal vergessen werde, die Handschuhe an- oder auszuziehen. Sicherheit sei ein weiterer Vorteil. "Wenn jemand mit Falschgeld oder einer Fremdwährung zahlt, fällt das sofort auf", sagt der 48-Jährige. Das Gerät sei mit einer Technologie ausgestattet, die auch Banken verwenden.

Auch für ältere Kunden sei der Vorgang gut nachvollziehbar. "Es ist wichtig, dass das System nicht zu kompliziert ist", findet Willeke. "Hier kann man quasi sein Portemonnaie über der Kasse ausleeren, die Maschine sortiert das Kleingeld. Das spart das mühevolle Suchen nach den passenden Cent-Münzen." Zudem mache der Automat keine Fehler: Es komme immer das richtige Wechselgeld sowie eine Quittung heraus. Kassendifferenzen seien ausgeschlossen. Laut Willeke "ein schöner Nebeneffekt".

Der Bäcker betont, dass es sich nicht um eine Maßnahme handelt, um Mitarbeiter einzusparen. "Es erleichtert einfach die Arbeit und lässt Zeit für Verkaufsgespräche." Der Bäckermeister ist überzeugt davon, dass sich das Modell in Bäckereien und Metzgereien durchsetzen wird - es gebe bereits viele Anfragen von Kollegen vom Niederrhein.

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks beobachtet, dass sich Bäcker zunehmend für bargeldlose oder automatisierte Bezahlsysteme interessieren. "Das ist eine gute Alternative zum Kassieren", sagt Peter Becker, Präsident des Zentralverbandes. "Es ist ein Trend, der sich durchsetzen könnte." Die große Investition aber sei eine Hemmschwelle. "Jeder Bäcker sollte erst prüfen, ob sich das System im Laden ohne Probleme integrieren lässt und sich die Anschaffung lohnt", rät Becker. Experten gehen von vierstelligen Summen aus. Auf dem Markt gibt es mehrere Anbieter für die Computer-Kassen.

Erprobt werden unterschiedliche Systeme. Einige Bäcker setzen in Zusammenarbeit mit dem Sparkassenverband auf Chipkarten (GiroGo), andere auf Bezahlautomaten wie es sie auch an Tankstellen gibt. Momentan spielt laut dem Bäckerverband das Bargeld in den Bäckereien die größte Rolle, da es oft nur um geringe Beträge von zwei bis vier Euro gehe. Ob sich dafür bargeldlose Kartensysteme anbieten? Die Bäckerei Schüren findet schon. In fünf ihrer Filialen hat die Kette aus dem Kreis Mettmann seit zwei Jahren Kartenterminals für das GiroGo-System eingeführt. Dabei wird die EC-Karte, auf der ein entsprechender Chip installiert ist, mit bis zu 20 Euro aufgeladen. Beim Bezahlen wird die Karte aufgelegt und der entsprechende Betrag abgebucht. Jede neue EC-Karte der Sparkasse sei mit der Funktion ausgestattet, sie muss nur aktiviert werden.

"Wenn alle Kunden mit GiroGodamit bezahlen, würden die Abläufe schneller und einfacher", meint die Assistentin der Schüren-Geschäftsführung, Vera Harders. Für den Kunden könnte sich die Wartezeit verringern, für die Verkäuferinnen würde der Umgang mit Backwaren leichter.

(RP)
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