A57 bei Dormagen Polizei stoppt Falschfahrer nach 40 Kilometern mit Nagelsperre

Neuss/Moers · Ein 84-Jähriger war mit seinem Auto auf der A 57 in der falschen Richtung unterwegs. Erst nach 40 Kilometern ist es Polizisten gelungen, ihn zu stoppen. Laut einer Studie ist jeder dritte Falschfahrer über 65 Jahre.

Auf der Autobahn 57 zwischen Dormagen und Moers haben sich am frühen Sonntagmorgen Szenen wie aus einem Actionfilm abgespielt. Ein 84-jähriger Mann aus Mettmann war mit seinem Opel auf der Fahrbahn, die in Richtung Köln führt, unterwegs - fuhr aber in die entgegengesetzte Richtung nach Norden. Am Versuch, den Wagen zu stoppen, waren rund ein Dutzend Polizeiautos beteiligt.

Mit Lautsprecherdurchsagen, Hupen und Zeichen versuchten die Einsatzkräfte den Falschfahrer, der mehr als 100 Stundenkilometer schnell fuhr, zum Anhalten zu bewegen. Doch erst nach fast 40 Kilometern endete die Irrfahrt kurz vor dem Kreuz Moers. Eine von der Polizei ausgelegte Nagelsperre zerstach die Reifen am Wagen des 84-Jährigen. Der Mann soll offensichtlich verwirrt gewesen sein.

Solch einen Einsatz erlebe man nicht alle Tage, sagte ein Sprecher der Polizei Düsseldorf. Gegen 1 Uhr waren bei der Polizeileitstelle in Düsseldorf mehrere telefonische Hinweise zu dem Falschfahrer eingegangen. Die Einsatzleitstelle "Düssel" löste einen Großeinsatz aus. Es könne gar nicht sein, dass der Mann von den Einsatzwagen um ihn herum nichts bemerkt habe, sagte der Polizeisprecher.

Um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden, habe ein Polizeiauto den Verkehr in Richtung Köln auf Höhe der Anschlussstelle Büttgen hinter sich "eingefangen", also zum Stehen gebracht. Der Geisterfahrer, der in falscher Richtung auf der Überholspur fuhr, raste auf das Polizeiauto zu. Dem Beamten, der am Steuer saß, gelang es auszuweichen.

Da der 84-Jährige auch dann weiterfuhr, als die Einsatzkräfte auf der Fahrbahn in nördliche Richtung zu ihm aufschlossen und ihn über Lautsprecher zum Anhalten aufforderten, legten die Beamten kurz vor dem Kreuz Moers eine Nagelsperre, einen sogenannten Stop Stick, aus. Das sei das letzte mögliche Mittel gewesen, sagte der Polizeisprecher: "Irgendwann kommt der Punkt, an dem man die Fahrt beenden muss."

Gegen 1.30 Uhr durchbrach der Opel Astra des Mettmanners zunächst die aufgebauten Warnleuchten der Polizei und touchierte einen quergestellten Streifenwagen, in dem niemand saß, bevor er über die Nagelsperre fuhr. Der Streifenwagen und das Auto des 84-Jährigen mussten abgeschleppt werden.

Wie der Polizeisprecher mitteilte, hat sich der Mettmanner anschließend zu der Irrfahrt geäußert. Wie, wollte der Sprecher allerdings nicht sagen. Der Mann soll an der Raststelle Nievenheim in der falschen Richtung auf die Autobahn gefahren sein. Seinen Führerschein hat die Polizei einbehalten und gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen Straßenverkehrsgefährdung eingeleitet. Unter anderem werde die Straßenverkehrsbehörde prüfen, ob der Mann noch in der Lage ist, ein Fahrzeug zu führen, sagte der Sprecher. Die Tochter habe den Mann auf der Wache in Moers abgeholt.

Wie kommt es zu Falschfahrten?

Die Gründe, warum Menschen zu Falschfahrern werden, seien vielfältig, sagte der Polizeisprecher. Manchmal geschehe es, weil sie unter dem Einfluss von Drogen, Alkohol oder Medikamenten stehen, manchmal durch unübersichtliche Beschilderung oder beeinträchtigte Sicht bei schlechtem Wetter.

In Deutschland gibt es bei rund 43 Millionen zugelassenen Pkw jedes Jahr knapp 1800 Warnungen im Radio vor Geisterfahrern. Für eine Studie im Auftrag der Bundesregierung haben Forscher der Universität Wuppertal herausgefunden, dass jährlich 75 bis 80 Unfälle auf das Konto von Falschfahrern gehen. In 31 Prozent der 356 ausgewerteten Fälle waren die Geisterfahrer älter als 65, gefolgt von Autofahrern zwischen 18 und 35 Jahren (14 Prozent).

Doch in einer forsa-Studie im Auftrag der Versicherung CosmosDirekt hat mehr als jeder dritte deutsche Autofahrer (36 Prozent) eingeräumt, schon einmal als Falschfahrer unterwegs gewesen zu sein. Hauptgründe waren demzufolge mangelnde Ortskenntnisse (66 Prozent) sowie Ablenkung, Unaufmerksamkeit und irreführende Beschilderung (jeweils 42 Prozent).

Nicht immer geht das glimpflich aus. Dem Automobil-Club ADAC zufolge sterben jedes Jahr etwa 20 der rund 3500 Verkehrstoten bei Unfällen mit Geisterfahrern.

(emy)
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